Wenn der deutsche Fußball ruft, sagt Rudi Völler niemals nein. Ein weiteres Mal ändert der Weltmeister von 1990 gar seine Lebensplanung: Er gibt der Charme-Offensive des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach und bleibt bis zur EM 2028 Sportdirektor – im bewährten Traumduo mit Bundestrainer Julian Nagelsmann.
„Die Nationalmannschaft und ihr gesamtes Team beim DFB sind mir ans Herz gewachsen“, sagte Völler, als er am Mittwoch zusammen mit dem Verband seine Vertragsverlängerung bekannt gab: „Daran haben natürlich die begeisternde Heim-Europameisterschaft, aber vor allem auch die Zusammenarbeit mit Julian Nagelsmann einen entscheidenden Anteil.“
Angedeutet hatte Völler seine Bereitschaft bereits vor den Nations-League-Spielen gegen Italien (2:1/3:3). „Eigentlich hatte ich geplant, 2026 aufzuhören“, sagte er im „Express“-Interview. Die enge Verbindung zu Nagelsmann und dem gesamten Team sorgten dann aber für ein Umdenken, sodass er auch nach der WM noch nicht aufhören will.
„Papa“ Völler bleibt Nagelsmann erhalten
Völler und Nagelsmann verbindet schließlich ein ausgezeichnetes Verhältnis. Der Bundestrainer schwärmt vom 27 Jahre älteren Sportdirektor, den er sogar schon einmal als „Papa-Figur“ bezeichnete. „Rudi ist in allererster Linie ein unfassbar guter, lieber Mensch, der es immer positiv mit einem meint“, sagte Nagelsmann. Deshalb arbeite er „unfassbar gerne“ mit ihm zusammen. „Er gibt mir die nötige Ruhe.“
Der 64-jährige Völler wiederum sieht seine geliebte Nationalmannschaft beim Glücksfall Nagelsmann in den allerbesten Händen – die allseits gelobte Verlängerung des Trainervertrags bis 2028 hat ihn erst selbst ins Grübeln gebracht.
„Als wir die erneute Verlängerung im DFB-Präsidium verkündet haben, waren alle begeistert“, berichtete Völler: „Anschließend haben mich viele im Präsidium, angefangen bei Bernd Neuendorf und Hans-Joachim Watzke, gefragt, wie es denn bei mir aussehe. Auch Julian hatte mich schon das eine oder andere Mal darauf angesprochen.“ Es war kein leidenschaftliches Drängen, eher ein sanftes Schieben, mehr war gar nicht nötig.
Ein Rudi Völler sagt nicht nein
Man muss sich nur daran erinnern, wie Völler überhaupt an seine Position gekommen ist. Damals, nach der Katastrophen-WM in Katar, saß er in einer DFB-Taskforce. Die Mitglieder redeten sich die Köpfe heiß, wer wohl Oliver Bierhoffs Nachfolge antreten solle – und plötzlich schauten alle Völler an.
Ja, Rudi, hier, Sportdirektor: Warum denn eigentlich nicht du? Damit war es geschehen. Ein Rudi Völler sagt eben nicht nein.
Er sollte zunächst die Heim-EM mitbetreuen, im vergangenen April unterschrieb er dann eine Verlängerung bis zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Und jetzt, da ihn wieder alle anschauten, freut sich der DFB über einen weiteren schwungvollen Rudi-Völler-Schriftzug.
Schließlich ist ihm die Nationalmannschaft seit jeher ein „persönliches Anliegen“: So war es als Spieler mit wehenden Locken, so war es als Teamchef, so ist es heute. Er hat sich erst überreden lassen, dann verlängert – und jetzt noch einmal. Wie immer, wenn der deutsche Fußball ruft.