Freitag, 03.Mai 2024 | 11:43

Flüchtlingsgipfel: Schlechte Noten für die Vorklassen

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Der Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern hat mit Praktikern und Experten in Schwerin über die aktuelle Lage bei der Zuwanderung beraten.

Dabei wurde am Dienstag schnell klar, dass einfache Antworten schwierig sind, unter anderem beim wichtigen Thema Bildung. Die Geschäftsführerin des Flüchtlingsrats, Ulrike Seemann-Katz, sagte zur Eröffnung, die Perspektive der Flüchtlingshilfe spiele aus ihrer Sicht bisher eine zu geringe Rolle in der Gesamtdebatte.

Die erst am Vortag von Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) gelobten Vorklassen, in denen Flüchtlingskinder unter anderem die Sprache trainieren, bevor sie in die Regelklassen integriert werden, bekamen bei der Veranstaltung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Vorgestellt wurde eine bereits Ende letzten Jahres präsentierte Studie auf Basis von Daten von Hamburger Grundschulen.

Danach führte die getrennte Beschulung ausländischer Grundschüler zu schlechteren Lernergebnissen im Vergleich zu einem Modell, bei dem ausländische und einheimische Kinder sofort gemeinsam unterrichtet werden. Die Co-Autorin der Studie, Pia Schilling vom Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung, wies darauf hin, dass das Vorklassen-Modell vor allem im Fach Deutsch deutlich schlechter abschnitt.

Schilling merkte darüber hinaus an, dass ausländische Kinder laut internationaler Studien davon profitierten, wenn die einheimischen Altersgenossen aus einer privilegierteren Umgebung stammten als sie selbst. In Bezug auf Erwachsene merkte sie an, dass diese langfristig besonders davon profitierten, wenn sie früh die Landessprache lernten und sich dies positiv auf ihre Kinder auswirke.

Die Integrationsbeauftragte des Landes und Schirmherrin der Veranstaltung, Jana Michael, hatte zuvor angemerkt: “Bildung ist der Schlüssel zur Integration.” Michael kritisierte den Charakter der öffentlichen Diskussion über Migration, Integration und Flucht. Diese Themen seien sehr emotional besetzt.

In diese Kerbe schlug auch ein weiterer Gast der Veranstaltung, Fabio Ghelli vom Mediendienst Migration. Die Organisation versucht wissenschaftliche Daten zum Thema für Journalistinnen und Journalisten aufzubereiten und so zu einer Versachlichung von Debatten beizutragen. Am Beispiel der Berichterstattung über die den Proteste gegen eine Flüchtlingsunterkunft im mecklenburgischen Ort Upahl kritisierte er, dass hier eine lokale Problemlage aus seiner Sicht von deutschen Medien vorschnell verallgemeinert wurde.

Dafür erntete er von anwesenden Medienvertretern deutlichen Widerspruch. Aus Gehllis Sicht lässt sich jedoch nicht von der Hand weisen, dass positive Beispiele selten ein derartiges Medienecho hervorrufen.

Zu Wort kamen bei der Veranstaltung auch die Betroffenen, unter anderem eine Frau aus der Ukraine. Sie sei dankbar dafür, in Deutschland Anschluss gefunden zu haben, dies gebe ihr die Chance, ihr Leben weiterzuführen. Sie machte deutlich, dass der russische Angriffskrieg ihr altes Leben zum Stillstand gebracht habe. Wer sich weiter im Kriegsgebiet vor Bomben im Keller verstecken müsse, der lebe nicht: “Das ist nur Existieren.”

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