Union Berlin trennt sich in der Länderspielpause von Trainer Urs Fischer. Die Fans bedanken sich im ersten Spiel nach dem Aus mit emotionalen Botschaften beim Schweizer. Auf dem Rasen gibt es ein kleines Erfolgserlebnis. Weiter geht auch die Erfolgsserie von Bayer Leverkusen.
1. FC Union Berlin – FC Augsburg 1:1 (0:1)
Im emotionalen Spiel eins nach Urs Fischer hat Union Berlin die bittere Pleiten-Serie in der Bundesliga gestoppt. Beim Debüt von Interimscoach Marco Grote und dessen Assistentin Marie-Louise Eta, damit die erste Trainerin bei einem Bundesliga-Spiel, erkämpften die Köpenicker gegen den FC Augsburg ein 1:1 (0:1). Für die Unioner, die auf einem Abstiegsplatz bleiben, war es der erste Punkt nach neun Liga-Niederlagen in Folge.
Nachdem sich Erfolgstrainer Fischer und Union in der Vorwoche nach fünf so erfolgreichen Jahren getrennt hatten, um dem abgestürzten Klub Wende zu ermöglichen, spendete das Remis ein Fünkchen Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt. Kevin Volland (88.) ließ Union jubeln, nachdem Robin Knoche (58.) einen Strafstoß für die insgesamt seit 15 Pflichtspielen sieglosen Platzherren nach Videobeweis verschossen hatte. Zuvor hatte Ermedin Demirovic (39., Foulelfmeter) Augsburg in Führung gebracht.
Trotz des kleinen Erfolgserlebnisses bleibt der Druck auf die Unioner hoch – und das Programm eisenhart. Erst geht es am Mittwoch (21 Uhr/DAZN und im Liveticker bei ntv.de) in der Champions League, wo es für Berlin nur noch um die Qualifikation für die Europa League geht, zu Sporting Braga, und drei Tage später steht das Spiel bei Meister Bayern München an. Bevor Grote und Eta gegen Augsburg die Mission Neuanfang angingen, hatten sich die Union-Fans bei Fischer und seinem Co-Trainer Markus Hoffmann bedankt. „Ihr habt Träume verwirklicht, die wir eigentlich nie hatten“, stand unter einem Ebenbild des Trainerteams auf der Waldseite.
Nach dem Blick zurück musste Union irgendwie ins Jetzt finden. Präsident Dirk Zingler mahnte bei Sky, man solle Grote und Eta „nicht überfrachten mit Erwartungen, sondern es wird ein harter Weg sein“. Zwar mussten die Übergangstrainer auf die verletzten Leonardo Bonucci und Sheraldo Becker verzichten, nichtsdestotrotz wählten sie eine offensive Formation, in der Kevin Volland, David Fofana und Kevin Behrens vorne wirbeln sollten. Union wirkte auch sofort gefährlicher als noch bei vielen der vorherigen Auftritte. Nach einer Flanke von Nationalspieler Robin Gosens setzte sich Behrens (10.) im Strafraum gegen Augsburgs Felix Uduokhai durch und scheiterte im Eins-Gegen-Eins erst an Torhüter Finn Dahmen. Die Gastgeber, für die erneut Behrens (27.) in der Folge knapp am Tor vorbei köpfte, spielten in dieser Phase durchaus mutig.
Das Pech holte sie jedoch schnell wieder ein. Als Gosens einen Augsburger Angriff an der Strafraumkante per harter Grätsche gegen Arne Engels klärte, sah Schiedsrichter Florian Badstübner darin ein Foul und zeigte auch nach Ansicht der Videobilder auf den Punkt. Die Alte Försterei kochte – doch Demirovic schob den Elfmeter ganz locker rechts unten über die Linie. Kurz vor der Pause hatte Fofana (45.+4) den Ausgleich auf dem Fuß, doch Dahmen parierte stark.
Auch nach der Pause blieb es ein hitziges Spiel, in dem Union viel für den Ausgleich investierte. Im Weg stand jedoch immer wieder Dahmen. Erst hielt der Däne einen Foulelfmeter von Knoche nach Foul an Christiopher Trimmel, dann kam Fofana (62.) nicht am glänzenden Schlussmann vorbei. Die Tore wollten in dieser Phase einfach nicht fallen – oder zählen. Bevor Gosens (64.) den Ball ins Tor köpfte, hatte der Außenverteidiger im Abseits gestanden. Letztlich aber ließ Volland die Försterei erbeben.
Werder Bremen – Bayer 04 Leverkusen 0:3 (0:2)
Drei Punkte an der Weser, Tabellenführung zurückerobert: Bayer Leverkusen hat seinem Trainer Xabi Alonso einen perfekten 42. Geburtstag beschert. Die Rheinländer gewannen bei Werder Bremen souverän mit 3:0 (2:0) und wahrten beim 13. Pflichtspielsieg hintereinander ihren Unbesiegbarkeitsnimbus dieser Saison. Ein Eigentor von Olivier Deman (9.) führte Bayer schon früh auf die Siegesstraße. Jeremie Frimpong (43.) und Alejandro Grimaldo (76.) münzten Leverkusens Überlegenheit in weitere Tore um – und sorgten ganz nebenbei für einen Rekord: Noch nie startete eine Mannschaft mit mindestens zwei Toren pro Spiel an den ersten zwölf Spieltagen.
Viel wichtiger für Alonso aber: Mit dem hoch verdienten Erfolg löste Leverkusen Bayern München (1:0 in Köln) nach einer Nacht an der Spitze wieder ab. Der Vorsprung der Werkself beträgt wie gehabt zwei Punkte. Werder blieb hingegen zum dritten Mal in Serie sieglos. Das Team von Trainer Ole Werner hat nach zwölf Spielen elf Punkte auf dem Konto. Von den Bremern, sagte Alonso vor der Partie, erwarte er „eine gute Struktur und eine klare Idee“. Dennoch, so der Spanier, zählten an seinem Ehrentag „nur die drei Punkte“. Eine Struktur und klare Idee zeigte am Samstagnachmittag vor allem Leverkusen.
Die Werkself präsentierte sich vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion einmal mehr perfekt von Alonso eingestellt und bestimmte von Beginn an Spieltempo und -rhythmus. Mit enormer Ruhe und Ballsicherheit ließ der Spitzenreiter die Bremer nie wirklich zur Entfaltung kommen und setzte nach vorn Nadelstiche, scheinbar nach Belieben. Schon nach sechs Minuten zappelte der Ball erstmals im Netz. Nach einem feinen Steilpass umkurvte Victor Boniface Werder-Keeper Michael Zetterer und schob ein, stand zuvor aber im Abseits. Drei Minuten später führte Bayer dann doch. Eine eigentlich harmlose Halbfeld-Flanke von Jonas Hofmann fiel allerdings Deman vor die Füße, dessen höchst unglücklicher Klärungsversuch im eigenen Tor landete. In der Folge kontrollierte Leverkusen Ball und Gegner, ohne dabei zu glänzen.
Und Grün-Weiß? Die Bremer, die zum vierten Mal in Folge mit derselben Formation starteten, zeigten sich durchaus willens, doch zu nennenswerten Chancen kamen sie im gesamten ersten Abschnitt nicht. Stattdessen setzte Leverkusen kurz vor dem Seitenwechsel nach. Frimpong stellte nach Zuspiel von Hincapie mit einem Volleyschuss aus halbrechter Position auf 2:0. Auch im zweiten Durchgang bot sich zunächst das gleiche Bild. Weil Bayer aber vor allem verwaltete, wurde Werder mutiger – und hatte Pech. Ein vermeintlicher Treffer von Nationalspieler Marvin Ducksch wurde nicht gegeben. Romano Schmid stand in der Entstehung hauchdünn im Abseits (62.). Grimaldo sorgte dann für den Schlusspunkt. Justin Njinmah (86.) hatte den Bremer Ehrentreffer auf dem Fuß, der eingewechselte Stürmer traf mit seinem wuchtigen Schuss aber nur die Querlatte.
VfL Wolfsburg – RB Leipzig 2:1 (1:0)
Nächster Rückschlag beim neuen Angstgegner: RB Leipzig ist schon wieder über den VfL Wolfsburg gestolpert und verliert zunehmend den Anschluss an die Tabellenspitze. Dreieinhalb Wochen nach der Zweitrunden-Pleite im DFB-Pokal verlor das Team von Trainer Marco Rose auch in der Fußball-Bundesliga bei den Wölfen mit 1:2 (0:1) – trotz klarer Überlegenheit. Topstürmer Jonas Wind (9.) erzielte sein neuntes Saisontor für den glücklichen VfL, für den auch der Brasilianer Rogerio erstmals traf (66.) – Yussuf Poulsen schoss nach 52 Minuten den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer für RB. Den Wolfsburgern gelang durch den Sieg ein lang ersehnter Befreiungsschlag. Nach fünf Ligaspielen ohne Sieg durfte der zuletzt zunehmend in die Kritik geratene Coach Niko Kovac endlich wieder jubeln.
„Wir haben am Samstag die Chance, es besser und anders zu machen“, hatte RB-Trainer Rose in Anspielung auf die 0:1-Pokalniederlage an selber Stelle vor der Partie gesagt. Doch sein Team begann fahrig. Zunächst lud David Raum den Gegner mit einem katastrophalen Pass zur ersten guten Chance durch Mattias Svanberg ein, wenig später ermöglichte ein weiterer Patzer die Wolfsburger Führung. Angreifer Wind drückte einen Kopfball eigentlich nur semigefährlich in Richtung RB-Tor. Doch dem vergangene Woche erstmals für die Nationalmannschaft nominierten Janis Blaswich, der gegen Svanberg noch stark pariert hatte, glitt der Ball durch die Finger und hinter die Linie.
Ohne den verletzten Timo Werner (Adduktoren) waren die Leipziger im 250. Bundesliga-Spiel ihrer Vereinsgeschichte um eine schnelle Antwort bemüht – der umtriebige Lois Openda scheiterte aus spitzem Winkel ebenso an Koen Casteels (17.) wie Poulsen drei Minuten später per Kopf. Mit schnellem Kombinationsfußball drückten die nun dominanten Gäste den VfL zunehmend in die eigene Hälfte, doch der starke Casteels hielt trotz weiterer RB-Chancen bis zur Pause die Null – auch weil Schiedsrichter Robert Hartmann einen Foulelfmeter nach Sichtung der Videobilder berechtigterweise zurücknahm und Openda für eine Schwalbe die Gelbe Karte zeigte.
In Hälfte zwei belohnten sich die Leipziger schließlich für ihre Offensivfreude. Openda bediente Poulsen mustergültig, der bei seinem Debüt als RB-Kapitän zum Ausgleich einschob. In einer nun hitzigen Partie blieben die Leipziger auf dem Gastpedal, doch den Treffer erzielten die Gastgeber, bei denen Kapitän Maximilian Arnold erneut erst in der Schlussphase eingewechselt wurde. Aus dem Nichts kombinierte sich der VfL ansehnlich nach vorne, wo Rogerio die Vorarbeit von Wind mit einem strammen Schuss ins rechte Eck vollendete.
SC Freiburg – SV Darmstadt 98 1:1 (1:1)
Darmstadt 98 hat im Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga einen überraschenden Auswärtspunkt eingefahren. Der Aufsteiger erarbeitete sich bei der Rückkehr von Trainer Torsten Lieberknecht ein 1:1 (1:1) am 12. Spieltag beim SC Freiburg. Dennoch warten die Lilien seit fünf Partien auf einen Sieg (zwei Unentschieden, drei Niederlagen). Mathias Honsak (18.) war für Darmstadt erfolgreich. Lucas Höler (35.) traf für die kriselnden Freiburger, die aus den zurückliegenden vier Begegnungen nur zwei Punkte geholt haben.
Lieberknecht stand in Freiburg wieder an der Seitenlinie. Das zurückliegende Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 (0:0) hatte der Coach verpasst, um sich voll um seine Ehefrau Simone kümmern zu können, die einen Schlaganfall erlitten hatte. Am Montag war Lieberknecht nach zweiwöchiger Auszeit auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. „Meine Frau ist seit Jahren ein enormer Rückhalt für mich. Sie hatte vor, das Spiel mit den Kindern auf der Coach zu gucken“, sagte Lieberknecht kurz vor dem Anpfiff bei Sky: „Wenn es zu viel wird, soll sie besser mit dem Hund spazieren gehen.“
Die 34.300 Zuschauer im Freiburger Stadion mussten sich in der Anfangsphase mit Magerkost begnügen. Darmstadts Torhüter Alexander Brunst-Zöllner hatte bei seinem Erstliga-Debüt kaum etwas zu tun. Der 28-Jährige vertrat den verletzten Stammkeeper Marcel Schuhen. Neben Schuhen fehlte den Hessen der gesperrte Christoph Klarer. Die Gastgeber, die am Donnerstag in der Europa League auf Olympiakos Piräus treffen, mussten auf zahlreiche verletzte Stammspieler wie Kapitän Christian Günter und Roland Sallai verzichten. In der 12. Minute sorgte Vincenzo Grifo mit einem Freistoß zum ersten Mal für etwas Gefahr.
Kurz darauf nutzte Darmstadt gleich die erste Chance zur Führung. Der Schuss des Österreichers Honsak wurde von dessen Landsmann Philipp Lienhart unhaltbar für SC-Torwart Noah Atubolu abgefälscht. Danach verteidigte Darmstadt gut, doch die Freiburger erhöhten nach und nach den Druck. Michael Gregoritsch (26.) und Ritsu Doan (27.) vergaben innerhalb weniger Sekunden zwei gute Gelegenheiten zum Ausgleich. Besser machte es Höler aus kurzer Distanz nach Vorarbeit von Maximilian Eggestein.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs war im Freiburger Schneeregen vor allem Kampf Trumpf. Beide Mannschaften schenkten sich nichts. In der 58. Minute musste der Darmstädter Christoph Zimmermann mit einer Risswunde vom Platz getragen werden, für ihn kam Bartol Franjic. Die beste Chance in dieser Phase hatte Marvin Mehlem für die Lilien (65.). Nach 70 Minuten erhöhten die Breisgauer die Schlagzahl, Darmstadt konterte. Ein Treffer lag auf beiden Seiten in der Luft.