Freitag, 26.April 2024 | 09:11

Debatte um Schulöffnung wegen Impfstopp für Astrazeneca

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Corona-Schnelltests und Schutzimpfungen der Lehrer sollten den Neustart an den Schulen im Nordosten sicherer machen. Doch nun gibt es einen vorübergehenden Impfstopp für den Wirkstoff von Astrazeneca. Die Schulen sollen dennoch öffnen.

Trotz beginnender Massentests zum Aufspüren von Corona-Infektionsherden stehen die für Mittwoch angekündigten Schulöffnungen in Mecklenburg-Vorpommern in der Kritik. Die Lehrergewerkschaft GEW forderte nach dem vorläufigen Stopp der Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca eine Verschiebung der Öffnungsschritte auf die Zeit nach Ostern. Es gebe auch noch Unklarheiten im Umgang mit den Corona-Selbsttests, erklärten die beiden GEW-Landesvorsitzenden Annett Lindner und Maik Walm am Dienstag in Schwerin. „Der Dreiklang von Impfen, Testen, Öffnen ist nun nicht mehr haltbar“, argumentierten sie. Viele Lehrkräfte fürchteten bei weiteren Öffnungsschritten um ihre Gesundheit.

Die Regierung, die sich auf ihrer Kabinettssitzung am Dienstag in Schwerin erneut mit der Pandemie-Lage befasste, hält nach den Worten von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) aber an ihren Plänen fest. Studien aus Österreich, wo die Schulöffnungen von regelmäßigen Corona-Schnelltests begleitet würden, hätten gezeigt, dass die Schulen keine Treiber der Pandemie seien. Doch rief die Regierungschefin die Bevölkerung auf, angesichts der höheren Infektionsgefahren durch die neuen Virusvarianten die Hygieneregeln streng einzuhalten. „Wir sind in einer dritten Welle“, sagte sie, und Wissenschaftler würden die Situation als sehr fragil einschätzen.

Von diesem Mittwoch an sollen in allen Regionen des Landes mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 bis 100 die Klassen sieben bis elf in den Wechselunterricht zurückkehren. Vom kommenden Montag an sollen in diesen Regionen zudem alle Kinder bis Klasse sechs wieder täglich im Regelbetrieb zur Schule gehen. Bisher war dies nur im Landkreis Vorpommern-Rügen und in der Stadt Rostock der Fall, wo die Inzidenz seit längerem unter 50 liegt. Nordwestmecklenburg ist als einziger Landkreis wegen zuletzt hoher Fallzahlen von den Schulöffnungen ausgenommen. Unklar war zunächst, ob auch der Kreis Vorpommern-Greifswald die Präsenzpflicht zunächst weiter aussetzt.

Nach Angaben von Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) sollen bis Anfang kommender Woche landesweit mehr als 800 000 Selbsttests in den Schulen vorhanden sein. Schüler und Lehrkräfte könnten sich dann zunächst einmal die Woche selbst testen, freiwillig und kostenlos. Insgesamt seien rund 2,5 Millionen dieser Tests bestellt worden, um die Schulöffnungen zu flankieren. Die Rückkehr der Schüler in den Präsenzunterricht habe für die Landesregierung oberste Priorität, betonte Martin. Viele seien seit Weihnachten nicht mehr in ihrer Schule gewesen.

Der Astrazeneca-Impfstoff soll unter anderem für die Impfung von Lehrkräften, Erzieherinnen und Risikopatienten eingesetzt werden. Die Landkreise hatten gehofft, allen Grundschullehrern und Kita-Erziehern bis zum 11. April ein Impfangebot machen zu können. Dieses Ziel wird angesichts der ausgesetzten Impfungen mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca nach dem seltenen Auftreten von Blutgerinnseln nicht zu halten sein.

Wegen des Impfstopps für den Wirkstoff hält die Regierung auch das Starterpaket für die Hausärzte zurück. „Wir hoffen, dass wir schnell Klarheit bekommen, wie es mit Astrazeneca weitergeht. Aber auch für uns ist es wichtig, dass wir auf die Sicherheit für unsere Bevölkerung setzen“, sagte Schwesig. Ursprünglich sollten vom kommenden Montag an insgesamt 15 000 Dosen des Mittels an Hausarztpraxen und Ambulanzen im Nordosten verteilt werden, um Ärzte und Praxispersonal zu impfen. Damit sollte erreicht werden, dass bis zu dem für Mitte April geplanten allgemeinen Impfstart in den Arztpraxen dort Infektionsschutz besteht.

Schwesig warb um Geduld und verwies darauf, dass durch die Verringerung der Sicherheitsreserven für die erforderlichen Zweitimpfungen bis Ende März etwa 15 500 zusätzliche Impfdosen des Herstellers Biontech/Pfizer bereitstünden. Diese würden für über 80-Jährige eingesetzt. Doch lege die aktuelle Situation erneut die erheblichen Fehler bei der Impfstoffbeschaffung durch die Europäische Union offen, betonte die Schweriner Regierungschefin.

Die Entscheidung zu einer möglichen Rückkehr von Zuschauern zu den Spielen des Fußball-Drittligisten FC Hansa Rostock vertagte die Landesregierung. Bei einer weiteren Beratung von Regierungsvertretern mit Verantwortlichen aus Rostock solle über das weitere Vorgehen in Rostock als „Pilotstadt“ beraten werden, sagte Schwesig

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