Der Transferpoker um Fußball-Nationalspieler Nick Woltemade hat eine überraschende Wende genommen. Der 23 Jahre alte Stürmer steht unmittelbar vor einem Wechsel vom VfB Stuttgart zum englischen Spitzenklub Newcastle United. Als Ablöse kassiert der schwäbische Bundesligist eine Rekordablöse von bis zu 90 Millionen Euro – vorausgesetzt, Woltemade besteht den obligatorischen Medizincheck. Bisheriger Rekordabgang des VfB war Benjamin Pavards Wechsel 2019 zum FC Bayern für rund 35 Millionen Euro.
Damit wird der Wechselwunsch des 23 Jahre alten Offensivspielers doch noch erfüllt – allerdings war zuletzt davon ausgegangen worden, dass Woltemade nur zum deutschen Rekordmeister Bayern München wechseln wollte. Dieser war aber nicht bereit, die vom VfB geforderten 75 Millionen Euro zu zahlen, sodass ein Wechsel zumindest für diesen Sommer vom Tisch war. Nun kam es ganz anders – Woltemade ist bereits auf dem Weg auf die Insel und wird am Freitag den Medizincheck absolvieren.
Die Diskussionen um einen Wechsel von Woltemade sorgen seit Wochen für Unruhe. Zuletzt hatte VfB-Vorstandsboss Alexander Wehrle den Bayern bis zum Supercup vor zwei Wochen ein Ultimatum gesetzt. Der VfB hatte schließlich ein finales drittes Angebot der Bayern, das bei rund 63 Millionen Euro gelegen haben soll, abgelehnt. „Nick Woltemade spielt nächste Saison beim VfB Stuttgart, die Akte ist geschlossen“, hatte Wehrle unter anderem gesagt. Der Stuttgarter Vertrag von Woltemade, der sich mit den Bayern bereits einig gewesen sein soll, läuft noch bis 2028 und enthält keine Ausstiegsklausel.
Teamkollegen in Stuttgart vom Wechsel wohl überrascht
Wie lange Woltemade in Newcastle, das von einem Konsortium aus Saudi-Arabien geführt wird, unterschreibt, ist nicht bekannt. Klar ist: Für die Bayern, die für die Zukunft einen Wechsel Woltemades nicht abgeschrieben hatten, wäre der Schritt ein herber Dämpfer und das nächste Kapitel im vergeblichen Werben um Wunschspieler. Im Sommer hatte sich bereits Nationalspieler Florian Wirtz gegen die Münchner entschieden, der Fußballer des Jahres wechselte stattdessen ebenfalls in die Premier League zum FC Liverpool.
Den öffentlichen Poker um Woltemade hatte auch Julian Nagelsmann übel aufgestoßen. „Ich glaube, dass so ein Wechseltheater an einem Spieler nicht spurlos vorübergeht. Ich finde es immer sehr unglücklich, dass das alles öffentlich ausgetragen wird von allen Seiten“, sagte der Bundestrainer am Mittwoch. Woltemade nahm Nagelsmann dennoch „ganz ruhig“ wahr: „Ich habe zweimal mit ihm gesprochen und gefragt, was so seine Ideen und Wünsche sind. Ich habe ihm auch Dinge mitgegeben – nicht, wohin er wechseln soll, das mache ich nicht, sondern dass mir wichtig ist, dass er spielt.“
Für das Stuttgarter Team kam Woltemades Entscheidung offenbar überraschend. Noch am Dienstag hatte Nationalspieler Deniz Undav nach dem Elfer-Drama in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Eintracht Braunschweig (8:7) gesagt, dass „alles geklärt“ und das „Ding vorbei“ sei: „Und nach diesem Entschluss wirkt er für mich – nach außen – wieder lockerer.“ Woltemade hatte sich in den vergangenen Monaten mit starken Leistungen für höhere Aufgaben empfohlen. Mit dem VfB, für den er in der vergangenen Saison 17 Treffer in 33 Pflichtspielen erzielte, gewann er den DFB-Pokal. Mit der deutschen U21 wurde er zudem Vize-Europameister und Torschützenkönig des EM-Turniers.