In der Bürgerschaft steht eine zentrale Personalentscheidung an: Die Wahl des neuen 1. Stellvertreters des Bürgermeisters. Amtsinhaber Michael Berkhahn (CDU), seit 2001 Vize-Bürgermeister und Bau-Senator, tritt nicht erneut an. Damit endet nach über zwei Jahrzehnten eine Ära.
Für seine Nachfolge kandidieren nur noch zwei Bewerber, denn Dr. Sonja Gelinek hat ihre Kandidatur wieder zurückgezogen. Damit sind noch René Domke, Landesvorsitzender der FDP, und Lars Sperling, nominiert von der CDU in der Verlosung. Gewählt wird für eine Amtszeit von sieben Jahren und sechs Monaten – eine Entscheidung mit langfristiger Wirkung für die Hansestadt.
Die erste Abstimmung vergangene Woche geriet zur Farce. Rückzüge, Blockaden und sieben Sitzungsunterbrechungen verhinderten eine Wahl. Für viele Zuschauer war das ein Tiefpunkt demokratischer Kultur.
Der neue Termin am Donnerstag ist ebenfalls konfliktbeladen. Zeitgleich tagt in Grevesmühlen der Kreistag von Nordwestmecklenburg, wo der Doppelhaushalt beraten wird. Zwölf Mitglieder der Wismarer Bürgerschaft sind dort eigentlich ebenfalls gefragt. Damit steht das Stadtparlament vor einer doppelten Herausforderung: Es muss nicht nur eine zentrale Personalentscheidung treffen, sondern auch beweisen, dass es handlungsfähig ist.
Damit bleibt die Wahl ein Lackmustest für die politische Kultur in Wismar – und für die Frage, ob die Bürgerschaft in der Lage ist, ihre Verantwortung ohne neue Störungen wahrzunehmen.