Das vermeintliche Zwergen-Duell wurde zur großen Fußball-Show: Der 1. FC Heidenheim und die SV Elversberg haben sich in einem packenden Relegations-Hinspiel 2:2 (0:2) getrennt. Die Zweitliga-Sensation aus dem Saarland verspielte eine 2:0-Führung, der Bundesligist zeigte große Moral. Die Entscheidung, wer kommende Saison erstklassig spielt, fällt am Montag.
„Ich bin froh, dass wir zurückgekommen sind. Zum Glück sind wir in die Spur gekommen“, sagte Heidenheims Klubchef Holger Sanwald bei Sky. „Das gibt uns alle Möglichkeiten. Es ist alles offen jetzt.“ Ähnlich optimistisch blickt der Gegner auf das Rückspiel. „Wir sind froh mit dem Unentschieden“, sagte SVE-Sportvorstand Nils-Ole Book: „Wir haben gesehen, dass wir Heidenheim auch richtig weh tun können.“
Die Partie war im Vorfeld ironisch mitunter als „El Dorfico“ bezeichnet worden, bot aber beste Unterhaltung. Lukas Petkov (18. Minute) und Fisnik Asllani (42.) trafen vor 15.000 Zuschauern auf der Ostalb für die Gäste. Tim Siersleben (62.) und Mathias Honsak (64.) sorgten per Doppelschlag noch für den Ausgleich.
Die Elversberger Überflieger dürfen weiter auf den ersten Bundesliga-Aufstieg ihrer Historie hoffen, Heidenheim muss nach zwei Jahren im Oberhaus inklusive Europapokalteilnahme weiter den Absturz fürchten. Doch noch – und so sah es zwischenzeitlich nicht aus – ist im Rückspiel für beide Teams alles drin.
Schiedsrichter fällt nicht auf Fall herein
„Festung Albstadion uneinnehmbar“ stand auf einem großen Banner im Heidenheimer Fanblock. Doch das gilt diese Saison nur bedingt. Der FCH war im eigenen Stadion das schlechteste Bundesliga-Team der abgelaufenen Spielzeit. Immerhin kämpfte er sich diesmal zurück und hielt das Duell vor dem Rückspiel in der 13.000-Einwohner-Gemeinde Spiesen-Elversberg offen.
Die Partie begann direkt mit einem Aufreger: Nach einer Elversberger Ecke war Heidenheims Niklas Dorsch auf und davon. Der 27-Jährige versuchte, SVE-Keeper Nicolas Kristof zu umkurven. Er geriet ins Straucheln und kam zu Fall – einen Elfmeter gab’s von Schiedsrichter Sven Jablonski zurecht aber nicht.
Auch in der Folge ließen die Heidenheimer zunächst viel zu viel liegen. Marvin Pieringer etwa stand bei einem schönen Hacken-Zuspiel von Dorsch knapp im Abseits (7.), Adrian Beck schob den Ball frei rechts am Tor vorbei (17.).
Und Elversberg? Kam im ersten Durchgang etwas seltener in den gegnerischen Strafraum – wenn, dann aber richtig gefährlich. Phasenweise zog die Offensive um Hoffenheim-Leihgabe Asllani ein überaus attraktives Kombinationsspiel auf.
Asllani war es auch, der die Gäste-Führung vorbereitete. Petkov jagte die Kugel ins rechte untere Eck, Heidenheims Torwart Kevin Müller war machtlos. Genau wie beim schön herausgespielten 0:2 wenige Minuten vor der Pause. Wieder waren Petkov und Asllani beteiligt – diesmal traf Elversbergs Goalgetter selbst.
Vermeintliches Anschlusstor ist dann abseits
Dass das vermeintliche Anschlusstor durch Omar Traoré (45.+4) wegen Abseits nicht zählte, passte zum glücklosen Heidenheimer Auftritt in der ersten Hälfte. Heidenheims Trainer-Urgestein Frank Schmidt reagierte und verstärkte seine Offensive nach dem Seitenwechsel mit Budu Siwsiwadse, Leo Scienza und dem Ex-Elversbeger Paul Wanner. Das Duo war kaum auf dem Platz, als Muhammed Damar auf der Gegenseite per Kopf die große Chance zum 0:3 vergab (48.).
Doch dann schlugen die Heidenheimer zurück. Honsak traf die Latte (58.), dann staubte Siersleben nach einem Patzer von SVE-Torwart Kristof zum 1:2 ab. Nur drei Minuten später wieder ein Abstauber – und Honsak erzielte den Ausgleich. Der eingewechselte Scienza war der Entstehung beider Treffer beteiligt.