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Turboradikalisierung treibt Jugendliche öfter in Rechtsextremismus

Thüringens Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer warnt vor einer neuen rechten Jugendkultur und Turboradikalisierung im digitalen Raum. „Wir beobachten seit 2024 eine neue, wachsende rechte Jugendkultur mit hohem Aggressions- und Gewaltpotenzial, im Alter von 14-18“, sagte Kramer in Erfurt. Dazu gehörten Gruppen wie „Letzte Verteidigungswelle“, „Jung und Stark“ oder „Deutsche Jugend Voran“. Es handele sich bei dem Phänomen um eine Art Lifestyle: gewaltaffin, teilweise kampfsporttrainiert und aktionsorientiert. Die Gewaltaffinität äußere sich durch Sachbeschädigungen, körperliche Angriffe und Brandstiftungen.

Am Mittwoch hatte es eine bundesweite Razzia gegen eine mutmaßliche rechte Terrorzelle gegeben, bei der fünf Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren festgenommen wurden. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

Die Behörde wirft ihnen Mitgliedschaft und in einem Fall Unterstützung einer rechtsextremistischen terroristischen Vereinigung vor. Diese Gruppe nennt sich demnach „Letzte Verteidigungswelle“ und sieht sich als letzte Instanz zur Verteidigung der „Deutschen Nation“. Mit Anschlägen auf Asylunterkünfte und linke Einrichtungen habe sie das demokratische System der Bundesrepublik zum Zusammenbruch bringen wollen, so die obersten Strafverfolger. Sie ermitteln auch gegen drei weitere Personen, die schon in Untersuchungshaft sind. Nach dpa-Informationen sitzen zwei Thüringer Beschuldigte in Untersuchungshaft.

Rechtsextremisten im digitalen Raum stark

Kramer sagte, das beständige Einwirken rechtsextremistischer Akteure auf Räume, in denen sich Jugendliche und junge Erwachsene aufhalten, trage Früchte – nicht nur im Wahlverhalten. „Digital beobachten auch wir, wie Jörg Müller in Brandenburg, teilweise eine ‚Turboradikalisierung'“, so Kramer. Müller war bis vor kurzem Verfassungsschutzchef in Brandenburg.

Weltweit buhlten Rechte um jüngere und teilweise einsame Männer, sagte Kramer. Sie machten dabei vor allem digital Angebote, um Bedürfnisse und Sehnsüchte – etwa nach Identität, einem Wir-Gefühl und Gruppenzugehörigkeit, Freundschaft, Partnerschaft und Intimität – zu befriedigen.

Die Herstellung der Anschlussfähigkeit des Rechtsextremismus an die Jugend- und Erlebniskultur sei von der Neuen Rechten langfristig angebahnt worden und scheine sich teilweise zu verselbstständigen. „Die neue Bewegung erinnert stark an die Neonazi-Jugendbewegung/Skinhead-Bewegung der 90er Jahre“, sagte Kramer. Das betreffe etwa den Stil: Glatzen, Bomberjacken, Springerstiefel und martialisches Auftreten. Es gebe aber auch Parallelen zur NS-Ideologie. Kramer nennt Körperkult, Sportaffinität sowie völkische-nationalistische Familien- und Rollenbilder als Beispiele. Homosexuelle, die Queerbewegung, Migranten, Linke und Juden seien die bevorzugten Feindbilder, so Kramer.

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