Und plötzlich traten sie ins Rampenlicht, wagten sich hinaus aus ihrer geschützten Umgebung. Das Finale dieser FIFA-Klub-WM war am Sonntag im MetLife Stadium von East Rutherford schon seit 26 Minuten beendet, der FC Chelsea durch einen verdienten 3:0-Sieg gegen einen überraschend hilflosen Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain „World Champion“, als Donald Trump und Gianni Infantino über den Rasen der Arena schritten.
Es war der Augenblick der Wahrheit für den US-Präsidenten und den FIFA-Boss. Jetzt war in dieser Betonschüssel am Stadtrand von New York nichts mehr geschönt, nichts mehr rausgeschnitten, nichts weggeblendet. Jetzt ging es einfach nur um echte, natürliche, pure Emotionen. Trump und Infantino waren sich dessen wohl bewusst. Sie winkten freundlich ins Publikum, doch die Antwort war prompt und unmissverständlich: Buhrufe. Buhrufe, so laut, dass sie selbst der Stadion-DJ mit seiner Musik nicht übertönen konnte.
Wem galten die Unmutsbekundungen?
Es war unklar, wem von beiden diese Unmutsbekundungen galten. Ausschließlich Trump, der mit seiner mitunter radikalen Innen- und Außenpolitik viele auf der Welt gegen sich aufbringt und der zum Soccer ohnehin keinerlei Verbindung hat, wenngleich ihn Infantino im Vorfeld des Finales als „großen Soccer-Fan“ bezeichnet hatte. Oder Infantino selbst, der sein Prestige-Event, diese Klub-WM, noch am Vortag auf einem Termin in New York City als „riesigen Erfolg“ deklariert und davon gesprochen hatte, dass „die goldene Ära des Klubfußballs begonnen“ habe. Womöglich galt der Protest aber auch schlichtweg beiden.
Vereint überreichten sie anschließend Chelseas Kapitän Reece James auf der rasch aufgebauten Bühne am Mittelkreis die goldene Trophäe. Infantino, seit Jahren derlei Ehrungen gewohnt, wollte danach weitergehen, den Platz den jubelnden Siegern lassen, sich mal nicht in den Mittelpunkt stellen. Doch Trump folgte ihm nicht. Er blieb neben James stehen, applaudierte und schunkelte sogar ein wenig mit den Chelsea-Profis mit.
Cole Palmer „ein bisschen verwirrt“
Es hatte einerseits etwas Niedliches. Trump wirkte wie jemand, der das Protokoll nicht kannte, der aber trotzdem Spaß an der Zeremonie hatte und spontan mitfeiern wollte. Anderseits war es halt typisch Trump. Es geht nie um die anderen, sondern immer zuerst um ihn. „Ich war ein bisschen verwirrt“, meinte Cole Palmer, der die ersten beiden Treffer mit zwei platzierten Schüssen in der 22. und 30. Minute selbst erzielt und das dritte Tor von João Pedro vorbereitet hatte (43.). Er habe zwar gewusst, dass Trump zur Siegerehrung „auf der Bühne sein“ werde, „aber ich hatte keine Ahnung, dass er noch dabei ist, wenn wir die Trophäe in die Höhe reißen.“
Diese Sequenz passte an diesem 13. Juli ins Allgemeinbild dieses Finales. Großer Rahmen, große Bühne, viel Prominenz, viel Show – nur der Fußball schien bei alldem ein wenig zu stören. Das wurde bereits vor der Partie deutlich. Die Spieler hatten gerade ihr Aufwärmprogramm beendet und waren zurück in die Kabinen gegangen, als eine überdimensionale, goldene Version der Klub-WM-Trophäe auf Höhe der Mittellinie aufgebaut wurde. Davor standen vier große, goldene Buchstaben: FIFA. Eine Marching Band spielte, natürlich in goldenen Jacken, bevor Robbie Williams die Turnierhymne „Desire“ sang. Zumindest er war leger in Trainingsjacke gekleidet.
Gold, Glamour, Gianni-Gravouren
Gold und Glamour – das ist Infantinos Welt. Es fehlte nur noch, dass der FIFA-Boss auf einem Streitwagen durch die Arena gefahren wäre – wie einst Cäsar im Alten Rom – und sich vom Volk hätte bejubeln lassen. Das MetLife Stadium wäre sein Kolosseum gewesen. Doch Infantino stand nicht auf dem Rasen sondern in seiner Loge – neben Trump und dessen Gattin, Melania. Vor dem Trio: Die echte Trophäe dieses Turniers, natürlich komplett in Gold, entworfen von Tiffany. Der Name Gianni Infantino ist eingraviert – nicht nur einmal, sondern zweimal.
Infantino und Trump verfolgten die US-Nationalhymne, den Flyover und eines von so vielen Feuerwerken. Das Vorprogramm dieses Finales war lang und es war so, wie bei einem Super Bowl – und in einer Sphäre mit dem Endspiel der National Football League, NFL, würde sich Infantino mit seiner Klub-WM gerne bald sehen.
Pregame-Show verzögert Anpfiff um acht Minuten
Um 15 Uhr sollte das Endspiel beginnen. Doch die Show-Acts verzögerten den Anpfiff. Und selbst als die Nationalhymne verklungen, sich der Rauch des Feuerwerks verzogen hatte und die Profis von Chelsea und PSG auf dem Rasen standen, bereit waren, das mit Spannung erwartete Finale endlich zu beginnen, mussten sie sich noch eine weitere Minute gedulden. Denn im Ablaufplan war noch Michael Buffer vorgesehen, der, wie einst bei den großen Boxkämpfen, ein „Let’s get ready to rumble“ in sein Mikrofon brüllte. Es folgte via Stadion-Anzeigen ein Zehn-Sekunden-Countdown, und dann, um 15:08 Uhr, mit achtminütiger Verspätung, rollte endlich der Ball.
Chelsea spielte und kombinierte, wie bislang vor allem PSG in diesem Turnier gespielt und kombiniert hatte. Die Franzosen hatten bei dieser Klub-WM erst ein Gegentor hinnehmen müssen, sie hatten im Halbfinale Real Madrid vorgeführt. Doch der Champions-League-Sieger war in diesem Finale weit entfernt von der Galaform der vergangenen Wochen. Und das lag vor allem am Gegner aus dem Londoner Südwesten.
Sieben Spiele, mehr als 100 Millionen Dollar Einnahmen
„Wir sind sehr stolz auf diesen Titel“, betonte Trainer Enzo Maresca. Er hatte mit seinem Chelsea am 28. Mai durch einen 4:1-Finalsieg gegen Betis Sevilla bereits die Conference League gewonnen. Doch der Erfolg bei der Klub-WM hat einen anderen Klang – und war finanziell weitaus lukrativer. Chelsea hat in sieben Turnierspielen mehr als 100 Millionen US-Dollar eingenommen. Allein für den Final-Triumph gab es 40 Millionen Dollar.
Mit solchen Summen will Infantino auch künftig locken. Die nächste Klub-WM soll 2029 stattfinden. „Ich fühle, dass dieser Wettbewerb genauso wertvoll oder sogar wertvoller als die Champions League sein wird“, meint Marecsa. Worte, die Infantino gerne hört. Als die Chelsea-Spieler zum Abschluss seines Turniers ausgelassen auf der Bühne des Stadions-Rasens jubelten, schoss hinter ihnen Konfetti in die Höhe. Die Farbe? Natürlich Gold.