Erst Rückstand und Drama – dann Spektakel und Party: Der Hamburger SV kehrt nach sieben Jahren in die Fußball-Bundesliga zurück. Durch ein höchst unterhaltsames 6:1 (1:1) gegen den SSV Ulm am 33. Spieltag machte die Mannschaft von Trainer Merlin Polzin den ersehnten Aufstieg vorzeitig perfekt.
2555 Tage nach dem erstmaligen Sturz in die Zweitklassigkeit drehten Ludovit Reis (10.), Ransford Königsdörffer (42.) und Davie Selke (45.+4) für die Hamburger das Spiel – und verwandelten das Volksparkstadion mit seinen 57.000 ekstatischen Fans in ein schwarz-weiß-blaues Tollhaus. Ein Eigentor von Philipp Strompf (49.) verscheuchte Anfang des zweiten Durchgangs auch die letzten Restzweifel, Königsdörffer mit seinem zweiten Treffer (62.) und Daniel Elfadli (86.) stellten auf 6:1. „Nie mehr zweite Liga“, hallte es durchs weite Rund.
„Sieben Jahre haben wir gewartet, das ist unfassbar“, rief Stürmer Robert Glatzel in seiner Euphorie ins Sport1-Mikrofon: „Der geilste Verein Deutschlands ist wieder da, wo er hingehört.“ Durch ein höchst unterhaltsames 6:1 (1:1) gegen den SSV Ulm am 33. Spieltag machte die Mannschaft den ersehnten Aufstieg vorzeitig perfekt und gab den Startschuss in eine wilde Nacht. „Das ist der größte Moment, den ich mir hätte vorstellen können“, sagte Polzin: „Nur der HSV!“
Die Chronologie des finalen Aufstiegsaktes war der norddeutschen Drama-Queen absolut würdig: Denn Tom Gaal hatte Ulm zunächst früh in Führung gebracht (7.), beim Stand von 1:1 parierte HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes zudem einen Foulelfmeter (36.) – und ebnete dem HSV so den Weg zum Wiederaufstieg im siebten Anlauf.
HSV-Trainer Polzin hat schon vorher „ein sehr, sehr gutes Gefühl“
Auf den Rängen lagen sich die Zuschauer schon lange vor dem Abpfiff in den Armen, auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher jubelte mit. Nach vier vierten Plätzen und zweimaligem Scheitern als Dritter in der Relegation ist die Leidenszeit des Traditionsklubs im Unterhaus vorbei, der frühere Bundesliga-Dino reanimiert. Für Ulm ist der Abstieg in die 3. Liga durch die Niederlage vorzeitig besiegelt.
Selbst Bayerns Meistertrainer Vincent Kompany, der einst beim HSV kickte und die Stadt seither in sein Herz geschlossen hat, fieberte im fernen München am Fernseher mit und gratulierte. „Wenn man gute Menschen getroffen hat, drückt man ihnen die Daumen“, sagte er bei Sky. Nun könne er „zweimal nach Hamburg fliegen, das ist sehr gut“.
HSV-Coach Polzin gab sich vor der Partie zuversichtlich. „Wir haben als Mannschaft schon richtig harte Rückschläge erlitten, sind aber immer wieder zurückgekommen. Das gibt mir ein sehr, sehr gutes Gefühl und eine Zuversicht, dass wir den heutigen Abend zu einem ganz besonderen Abend machen können“, sagte er.
Spätestens mit dem 3:1 beginnt die lange Partynacht
Den besonderen Abend bekam der erst 34 Jahre alte Coach, der sich als achter Trainer dem Projekt Wiederaufstieg widmen durfte. Und auch das mit den Rückschlägen sollte an diesem Samstagabend, natürlich, so sein. Trotz einer ohrenbetäubenden Atmosphäre begann der HSV fahrig, er überließ den Gästen das Kommando – und wurde prompt bestraft. Gaal nutzte die Konfusion in der Hamburger Defensive nach einer Ecke, um aus kurzer Distanz unbedrängt zu treffen.
Die Hausherren antworteten sofort. Beim ersten vernünftigen Vorstoß landete der Ball über Jean-Luc Dompe und Miro Muheim bei Reis, der aus 17 Metern mit dem ersten Kontakt verwandelte. Zur Schlüsselszene wurde wenig später der gehaltene Strafstoß von Heuer Fernandes. Als Königsdörffer dann per feinem Lupfer zur Führung traf und Maskenmann Selke in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit seinem 22. Saisontor per Kopf auf 3:1 stellte, nahm die Party ihren Lauf.
Sechs gescheiterte Versuche, acht Trainer und unzählige Rückschläge begleiteten die Zweitliga-Geschichte der HSV-Männer. Erst mit einem Hamburger Jung‘ und eingefleischtem Fan ging es für das Bundesliga-Gründungsmitglied endlich nach oben. Dem 34-jährigen Merlin Polzin gelang das, woran seit 2018 seine prominenten Vorgänger wie Christian Titz, Hannes Wolf, Dieter Hecking, Daniel Thioune, Tim Walter und Steffen Baumgart scheiterten.