Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hat die parteiinterne Debatte über die Zukunft seiner Co-Parteichefin Saskia Esken scharf kritisiert. „Ich finde es beschämend, wie Diskussionen in den letzten Wochen gelaufen sind“, sagte Klingbeil der „Bild am Sonntag“. „Ich erlebe jetzt seit Tagen eine öffentliche Debatte über Saskia Esken. Das ist ein Stil, den ich in der SPD überhaupt nicht mag, wo ich immer dafür gekämpft habe, dass es den nicht gibt.“
Er selbst „greife zum Hörer, wenn es so etwas gibt“ und sorge dafür, dass die Stimmen abklingen. Klingbeil betonte, er sei „sehr gerne“ mit Esken zusammen Parteivorsitzender. „Saskia Esken und ich, wir reden viel, wir treffen Entscheidungen zusammen“, sagte er. „Das werden wir auch tun über die Frage, wie das künftige Kabinett aussieht.“ Es werde aber jetzt sicher nicht darüber reden, ob einzelne Personen ministerfähig seien. Klingbeil ergänzte: „Ich finde nicht, dass im Jahr 2025 Männer über Frauen urteilen, was sie können oder nicht.“ Die SPD-Führung wird im Juni neu gewählt. Klingbeil will nach eigener Aussage an der Doppelspitze aus Mann und Frau festhalten.
Kritik an der Kritik
In der Partei wird heftig über Eskens künftige Rolle diskutiert. Der SPD-Generalsekretär in Baden-Württemberg, Sascha Binder, erklärte, Esken gehöre nicht zu den vier besten SPD-Frauen. Die Parteichefin hatte zuvor vier der sieben Ministerposten der SPD für Frauen beansprucht. Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung hatte Esken vor knapp einem Monat aufgerufen, ihren Verzicht auf ein Ministeramt zu erklären, da sie „keinen hilfreichen Beitrag leisten kann zu einem Wiederaufstieg der SPD“.
Derlei Wortmeldungen – und die Tatsache, dass Klingbeil neben dem Partei- auch den Fraktionsvorsitz und ein Ministeramt übernimmt, während Eskens Zukunft unklar bleibt – treffen in der Partei aber auch auf Widerspruch. Der Juso-Vorsitzende Philipp Türmer kritisierte im „Spiegel“-Gespräch mit Markus Feldenkirchen den öffentlichen Umgang mit Esken kürzlich als „bodenlos“. Die bayerische SPD-Chefin Ronja Endres betonte Eskens Errungenschaften für die Partei. Diese seien von außen vielleicht nicht immer sofort sichtbar. „Aber Saskia Esken ist die eine Person, die eine Konstante (ist), die auch dafür gesorgt hat, dass diese Partei, die früher als sehr, sehr, sehr zerstritten galt, zusammengestanden hat und dass da eine ganz andere Atmosphäre herrscht“, sagte sie dem Bayerischen Rundfunk. „Sie sollte nicht die eine Person sein, die jetzt für ein sehr schlechtes Wahlergebnis belangt wird“.
Esken vertritt den linken Parteiflügel und wird als mögliche Ministerin etwa für Arbeit und Soziales oder Entwicklungszusammenarbeit genannt. Bisher ist nur klar, dass Klingbeil Vizekanzler und Finanzminister im Kabinett des wohl künftigen Kanzlers Friedrich Merz werden soll. Am Montag sollen die sechs anderen Ministerinnen und Minister der SPD benannt werden.