Ob ein Lkw-Fahrer im Sommer in Stralsund einen Klimaaktivisten bewusst angefahren hat, ist seit Dienstagmorgen Gegenstand einer Gerichtsverhandlung.
Vor dem Amtsgericht Stralsund sagte ein Verkehrssachverständiger, der Fahrer haben den direkt vor dem Fahrzeug sitzenden Aktivisten zwar theoretisch in einem speziellen Anfahrspiegel sehen können. Nach Auswertung eines Videos des Vorfalls blieben aber Zweifel, ob der Fahrer ihn auch wirklich dort gesehen habe. Das Video zeige zwar eine Kopfbewegung in Richtung des Spiegels, allerdings sei der Blick möglicherweise zu kurz gewesen. Der Fahrer habe sich auf eine andere auf der Straße sitzende Aktivistin konzentriert.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 41-Jährigen vor, während einer Blockadeaktion am 12. Juli in Stralsund Aktivisten gewaltsam von der Straße gezogen zu haben. Danach soll er losgefahren sein und einen wieder auf der Straße sitzenden Aktivisten ein Stück vor sich hergeschoben haben. Verletzt wurde laut Polizei niemand.
Dem Fahrer wird vorsätzlicher gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, versuchte Nötigung und versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Einem Strafbefehl hatte er widersprochen. Dieser sah vor, dass der Mann den bereits eingezogenen Führerschein für ein Jahr abgibt und mehrere Tausend Euro Strafe zahlt.
Ein Video des Vorfalls hatte im Internet Aufsehen erregt. Das Handeln des Fahrers wurde scharf kritisiert. Nach Aussage des Anwalts des 41-Jährigen gab es allerdings auch Unterstützung für seinen Mandanten. Im Rahmen einer Spendenaktion für den Fahrer sei eine fünfstellige Summe zusammengekommen. Vor dem Gericht demonstrierten vereinzelte Klimaaktivisten. Sie hatten zudem eine Protestaktion am Ort des ursprünglichen Geschehens, um den es bei der Verhandlung geht, angekündigt. Zunächst war ein Verhandlungstag angesetzt.