Donnerstag, 25.April 2024 | 02:28

Wismar: “Auf Sicht Fahren” – Rauminstallation mit Soundcollage von Olga Hohmann und Lukas Kesler

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Wird hier gebaut? Weiße, graue, hautfarbene Tonröhren verlaufen sich längelang durch das Mittelschiff der riesigen Wismarer St-Georgen-Kirche, passieren als breiter schwingender Fluss in Richtung Altarraum, machen die Quer-Passage unmöglich. Was fließt hier? Gas für die Schneidbrenner am Horizont unserer Phantasie? Oder sind es Gebeine, ausgehöhlt, marklos und aus alten Ossuarien herbeigeschafft, aus den Beinkammern des Drachentöters in den Gruften der Kirche des Heiligen Georg?

„Wir navigieren drum herum, so wie wir unsere Bögen machen um ein zum Abwracken bereit gelegtes Schiff an den Küsten Indiens. Oder um ein archäologisches Feld“, sagt Katharina Hohmann und treibt das Spiel der Assoziationen weiter: „Die St.-Georgen-Kirche ist ein Transitraum und in ihrer Dimension kaum fassbar. Ich habe diese große Anzahl einzelner Keramikskulpturen eigens für diese Installation hergestellt, als meine Hommage an die rote, von Menschen gemachte Backsteinkirche. Diese habe ich nun etliche Male durchmessen – in gewisser Weise sind die Rohrskulpturen, ihre Herstellung, aber auch ihr Positionieren im Kirchenschiff, als meine körperliche Annäherung an Raum und Zeit zu verstehen.

Zu erleben ab dem 01.10.2022 um 11 Uhr, Dauer der Ausstellung: 02.10.2022 – 30.10.2022 in der St.-Georgen-Kirche!

Hinten in der Südkapelle, ausgelegt auf zwölf Podesten, die zu Tischen werden, erzählen knapp hundert Aquarelle von Wismars Werft und den – kaum nahbaren – Schiffen: dem Stapellauf, der Fahrt auf hoher See, schließlich den indischen Abwrackstränden. Geschichten mit einem Ende. Schiffe, die Namen tragen, wie Menschen. „Einst schrieben sich Menschen in ihrer Sehnsucht nach Unsterblichkeit auf riesigen Grabplatten in diesen Raum ein“, sagt Katharina Hohmann.

Katharina Hohmann – die Künstlerin selbst – geboren in der Schweiz, aufgewachsen in Italien, studierte in den 1980-er Jahren Malerei und Bildhauerei in Berlin (HdK/UdK) und in Marseille (Frankreich). Stipendien führten sie unter anderem nach Olevano Romano (Italien) und nach Istanbul (Türkei). Seitdem widmet sie sich künstlerisch insbesondere ortsnahen, meist temporären Installationen an historisch gewachsenen Stätten. Dies brachte sie ins italienische Modena, nach Richmond (Südafrika) oder nach Marfa und Amboy (Texas und Kalifornien), genauso wie ins westfälische Osnabrück, nach Erfurt und – jetzt nach Wismar…

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