Der FC Hansa Rostock feiert heute seinen 60. Geburtstag – ein Jubiläum, das weit über die Grenzen Mecklenburg‑Vorpommerns hinaus Bedeutung hat. Als letzter Meister der DDR‑Oberliga, langjähriger Bundesligist und Heimat großer Fußballer wie Joachim Streich, Thomas Doll oder Gerd Kische blickt der Verein auf eine bewegte Geschichte zurück. Zum Jubiläum spricht Vorstandsvorsitzender Ronald Maul, selbst zwischen 2001 und 2006 Spieler bei Hansa, über die besondere Rolle des Clubs, seine Entwicklung und die Ziele für die kommenden Jahre.
„Hansa Rostock ist schon sehr, sehr speziell“
Für Maul ist die emotionale Bindung der Fans ein Alleinstellungsmerkmal. Die Begeisterungsfähigkeit sei „nur noch vergleichbar mit dem Ruhrgebiet“, sagt er. Hansa profitiere zudem davon, dass „ein komplettes Bundesland hinter uns steht“ – ein Einzugsgebiet, das in dieser Form einzigartig sei.
Ein Verein im Wandel
Maul erinnert sich an seine aktive Zeit, in der das Ostseestadion nur selten ausverkauft war. Heute sei die Nachfrage deutlich größer: Selbst Spiele gegen zweite Mannschaften locken rund 25.000 Zuschauer an. Auch die Mitgliederzahlen seien explodiert – inzwischen zählt der Verein rund 30.000 Mitglieder. „Der Verein ist deutlich größer geworden“, so Maul.
Erinnerungen an große Momente
Seine sportlich prägendsten Erlebnisse verbindet Maul mit Auswärtsspielen, bei denen tausende Rostocker die Mannschaft begleiteten. Ob in Hamburg oder Berlin – die Unterstützung sei enorm gewesen. Damals sei Hansa „viel stärker als Vertreter des Ostens wahrgenommen“ worden. Dieses Gefühl, dass sich „der ganze Osten mit dir identifiziert“, habe ihn besonders geprägt.
Warum Hansa nach der Wende so erfolgreich war
Dass ausgerechnet Rostock nach der Wiedervereinigung so schnell im Profifußball Fuß fasste, sei aus Sicht vieler DDR‑Fans überraschend gewesen. Maul erklärt den Erfolg mit klugen Entscheidungen in einer Phase großer Unsicherheit. Während viele Vereine nicht wussten, wie sie sich aufstellen sollten, habe Hansa „das Momentum genutzt“. Der Bau des neuen Stadions Mitte der 1990er‑Jahre sei ein weiterer Meilenstein gewesen, „der uns heute noch einen Riesenmehrwert bringt“.
Ziele: Zurück in die 2. Bundesliga
Sportlich blickt Maul optimistisch nach vorn. Nach Platz fünf in der vergangenen Saison sieht er den Verein gut aufgestellt. Ein Aufstieg sei kein Muss, aber klar das Ziel: „Wir wollen am Ende der Saison feiern.“ Perspektivisch strebe Hansa an, sich wieder dauerhaft in der 2. Bundesliga zu etablieren.
Fan-Einfluss? Maul widerspricht
Kritik, die Fans hätten über den Aufsichtsrat zu viel Einfluss, weist Maul zurück. Die Zusammenarbeit mit den Gremien sei „außerordentlich gut“, die Wahl des Aufsichtsrats ein demokratischer Prozess. Ins Tagesgeschäft mische sich das Gremium nicht ein. Vielmehr setze der Verein auf regelmäßigen Austausch und „vertrauensvolle Gesprächsrunden“ mit den Fans.