Am 6. Mai soll Friedrich Merz zum neuen Bundeskanzler gewählt werden. Bis dahin wird auch seine Kabinettsliste stehen. Doch noch ist nichts offiziell. Nach der Absage von Carsten Linnemann wird vor allem über die Besetzung des Wirtschaftsministeriums heftig spekuliert. Linnemann hatte in der vergangenen Woche erklärt, er wolle weiter Generalsekretär der CDU bleiben und strebe keinen Ministerposten an. Der Merz-Vertraute galt bis dahin als Minister gesetzt.
Nun gibt es Medienberichten zufolge ein Gerücht, wer künftig das Wirtschaftsressort führen könnte. Laut „Bild“-Zeitung wird in der CDU über Katherina Reiche als mögliche neue Wirtschaftsministerin spekuliert. Angeblich ist die 51-Jährige Merz‘ Top-Kandidatin für den Job. Es habe bereits Gespräche gegeben.
Für Reiche spräche, dass sie Erfahrung aus der Wirtschaft mitbringt. Nach ihrem Abschied aus der Politik war sie 2015 in die Wirtschaft gewechselt, zunächst als Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) in Berlin. Mittlerweile ist sie Vorstandsvorsitzende Westenergie und damit Spitzenmanagerin in der Energie-Branche.
Nicht nur in guter Erinnerung
Die gebürtige Ostdeutsche könnte auch Vorwürfe entkräften, Merz berücksichtige zu wenig politische Stimmen aus den östlichen Bundesländern und zu wenige Frauen. Nach der SPD-Politikerin Brigitte Zypries, die von Januar 2017 bis März 2018 Bundesministerin für Wirtschaft und Energie im Kabinett von Angela Merkel war, wäre Reiche erst die zweite Frau in diesem Amt. Allerdings lebt Reiche schon seit längerem in NRW und wird deshalb in der CDU nicht mehr unbedingt als Ost-Kandidatin gesehen.
Die Diplomchemikerin Reiche war von 1998 bis 2015 Mitglied im Deutschen Bundestag, von 2005 bis 2009 als Unionsfraktionsvize. Anschließend hatte sie bis 2015 in verschiedenen Ministerien Positionen als Staatssekretärin.
Ihre politische Karriere war jedoch auch immer wieder von kritischen Debatten begleitet. So stand sie wegen ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Gleichstellung homosexueller Partnerschaften in der Kritik. Außerdem wurde massiv gerügt, dass sie 2015 nach nur wenigen Monaten als Parlamentarische Staatssekretärin in das Amt der Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) wechselte. Ihr Schritt erfolgte genau zu dem Zeitpunkt, als die Bundesregierung erstmals gesetzliche Karenzzeiten für den Wechsel von Regierungsmitgliedern in die Wirtschaft beschließen wollte.