Die scheidende SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken will sich nach ihrem Rückzug mit öffentlicher Kritik an der künftigen Parteiführung zurückhalten. Der Tageszeitung „taz“ sagte sie: „Ich werde meine Partei immer kritisch begleiten. Aber man darf von mir erwarten, dass ich nicht aus persönlichen Gründen gegen die SPD gifte.“ Sie verwies auf die ehemalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles, die nach ihrem Rückzug ähnlich gehandelt habe. „Wir Frauen können das“, sagte Esken.
Grundsätzlich hätten es Frauen in der Politik schwerer als Männer. „Wir müssen doppelt so viel bringen. Was die männliche Welt von politisch aktiven Frauen erwartet, ist höchst widersprüchlich und deshalb unerfüllbar“, sagte Esken.
Die 63-Jährige hatte vergangenen Sonntag angekündigt, nicht mehr für den SPD-Vorsitz zu kandidieren. Sie steht seit 2019 an der Parteispitze. Seit 2021 führt sie die Partei zusammen mit Lars Klingbeil, der inzwischen als Vizekanzler und Finanzminister in die schwarz-rote Bundesregierung gewechselt ist. Für den Posten neben Klingbeil bewirbt sich die neue Arbeitsministerin Bärbel Bas. Die Wahl haben die Delegierten auf einem Bundesparteitag Ende Juni. Esken bezeichnete Bas als „Freundin“.
Personalien statt Inhalte
Während Klingbeil unmittelbar nach der für die SPD schweren Wahlschlappe bei der Bundestagswahl nach dem Fraktionsvorsitz griff, wurde Esken auch innerparteilich oft kritisiert. Dass Sozialdemokraten immer wieder nach Eskens beruflicher Zukunft befragt worden seien, bezeichnete sie im „taz“-Interview als „unangemessen“. Es gebe „so viele wichtige Themen, über die wir sprechen müssten“, sagte Esken. „Stattdessen redet man über Personalien. Das war schade.“ Zugleich sagte sie: „Wenn die öffentliche Jagd begonnen hat, werden positive Stimmen auch gern ignoriert.“
Auf die Frage, ob sie nach der Rückzugsankündigung erleichtert sei, sagte Esken: „Ich würde es gelassen nennen. Ich bin mit mir im Reinen. Aber natürlich fällt jetzt auch eine Anspannung von mir ab.“ Sie blicke nun in die Zukunft und freue sich darauf, sich fachlich im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend einzubringen. Die neue Bildungsministerin Karin Prien von der CDU bezeichnete Esken als einen „Glücksgriff“.