In ganz Mecklenburg-Vorpommern erinnern heute und morgen Gedenkveranstaltungen, Andachten und musikalische Aktionen an die Pogromnacht vom 9. November 1938. Vor 87 Jahren brannten Synagogen, jüdische Geschäfte wurden zerstört, Menschen verhaftet, bedroht und ermordet – auch in Norddeutschland. Der Tag gilt als Wendepunkt in der systematischen Verfolgung jüdischen Lebens durch das NS-Regime.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) rief dazu auf, die historischen Ereignisse bewusst im Gedächtnis zu halten. „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit – sie muss aktiv verteidigt werden“, sagte Schwesig. Der 9. November stehe nicht nur für Terror und Zerstörung, sondern auch für Hoffnung: den Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989.
Gedenkorte und Veranstaltungen im Land
In Schwerin beginnt am Abend eine Mahn- und Gedenkstunde auf dem Schlachtermarkt unter dem Motto „Mensch bleiben!“. In Greifswald erinnert eine Andacht an der Gedenktafel des ehemaligen Betsaals an die jüdische Gemeinde, gefolgt von einem Stolpersteinrundgang und einem Konzert im Dom St. Nikolai.
Auch in Güstrow, Neubrandenburg, Mirow, Stralsund, Feldberg und Garz auf Rügen finden Gedenkveranstaltungen statt – darunter Gottesdienste, Andachten und öffentliche Reinigungen von Stolpersteinen. Diese kleinen Messingtafeln im Gehweg erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus und werden am Jahrestag traditionell poliert und mit Blumen geschmückt.
Klang der Denksteine in Rostock
In Rostock steht das Gedenken traditionell am 10. November im Mittelpunkt. Bereits heute erklingt die Aktion „Klang der Denksteine“: Zwischen 17.45 und 18.15 Uhr finden an sechs Denksteinen kleine Konzerte statt – ein musikalisches Zeichen gegen das Vergessen.
Hintergrund: Die Pogromnacht vom 9. November 1938 – oft als „Reichskristallnacht“ bezeichnet – markiert den Beginn der offenen Gewalt gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger im nationalsozialistischen Deutschland. Sie gilt als Auftakt zur systematischen Vernichtung jüdischen Lebens in Europa.