Montag, 02.Dezember 2024 | 11:12

Gleiche Preise in Supermärkten: Der Weg zum Discounter lohnt sich immer weniger

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Aldi-Gründer Theo Albrecht „würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er das noch sehen könnte“, sagt Ex-Aldi-Manager Marc Houppermans. Nach Recherchen des „Handelsblatts“ ist mit dem harten Preiswettbewerb im deutschen Lebensmittelhandel Schluss. Mehr noch: Wettbewerb scheint es – entgegen der Werbebotschaften – kaum noch zu geben.

Eine Überprüfung Hunderter Produkte durch die Preisvergleichs-App Smhaggle im Auftrag der Zeitung ergab: Egal in welchen großen Supermarkt oder Discounter der Kunde gehe, sei der Preis für ein Produkt „überall auf den Cent identisch“. Für den Kunden sei es „praktisch egal, in welches Geschäft er geht“, wird Smhaggle-Chef Sven Reuter zitiert.

Neben dem Vorwurf der Gierflation, also überzogenen Teuerungen der Hersteller, drängt sich durch die „Handelsblatt“-Analyse also ein weiterer Verdacht im Lebensmittelhandel auf: stillschweigendes Koordinieren der Preise seitens der Händler. So erhöhten demnach Aldi Süd und Lidl Anfang Mai den Preis für ein 450g-Nutella-Glas um 17 Prozent auf 3,49 Euro. In der darauffolgenden Woche zogen Penny, Kaufland, Rewe und Edeka nach, eine Woche später schließlich Aldi Nord und Netto.

Nicht nur Markenprodukte sind dem Bericht zufolge betroffen: Die Produkte der Rewe- und Edeka-Eigenmarken „Ja“ und „Gut & Günstig“ hätten in der Regel exakt den gleichen Preis wie die Pendants der Eigenmarken von Aldi und Lidl. Sparen könnten Kunden nur noch, wenn sie Sonderangebote nutzen, sagt Reuter. Smhaggle greift auf Preisdaten der Händler sowie Kassenbons von Nutzern der App zurück.

Die Händler beantworteten die Anfrage der Zeitung, warum in den vergangenen zwei Jahren die Preise bei den meisten Produkten parallel gestiegen seien, demnach nicht. Ihr Ziel sei, den Kunden stets einen günstigen Preis anzubieten, hieß es lediglich. Eine Sprecherin der kleineren Kette Norma bestätigte jedoch die Recherche: „Ihre Analyse, dass die Regalpreise bei vielen Lebensmittelhändlern in Deutschland in der Regel auf den Cent identisch sind, ist richtig.“ Norma sei stolz darauf, als kleiner Wettbewerber jeden Preis der größeren Marktteilnehmer mitgehen zu können.

Auch ein Topmanager der Branche berichtete dem „Handelsblatt“: Sobald einer der beiden Preisführer Aldi oder Lidl eine Preiserhöhung eines Markenherstellers akzeptiere und den eigenen Preis entsprechend anhebe, akzeptierten auch alle anderen Händler höhere Einkaufspreise. „In der Inflation hat Aldi die Preise erhöht und der Wettbewerb hat nachgezogen“, sagt der frühere Aldi-Nord-Geschäftsführer und jetzige Berater Houppermans. „So haben sie sich gemeinsam hochgeschaukelt, weil sie genau wissen, dass keiner nach unten ausbricht.“

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