Samstag, 04.Mai 2024 | 23:57

Leipzig patzt, Klatsche für TSG: Union siegt, wie eine Spitzenmannschaft siegt

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Union Berlin arbeitet weiter an seinem Bundesliga-Märchen und zieht vorübergehend an Tabellenführer Bayern München vorbei. RB Leipzig lässt überraschend Punkte, während der VfL Bochum die TSG Hoffenheim mit einem spektakulären Sieg in den Abstiegskampf reißt.

Union Berlin -FSV Mainz 05 2:1 (1:0)

Die Überflieger von Union Berlin haben auch das fünfte Pflichtspiel in diesem Jahr für sich entschieden und sind vorerst an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga gestürmt. Das Team von Trainer Urs Fischer setzte sich dank eines späten Treffers von Joker Jordan Siebatcheu (84.) mit 2:1 (1:0) im Stile einer Spitzenmannschaft gegen den FSV Mainz 05 durch und zog in der Tabelle mindestens für 26 Stunden an Bayern München vorbei, der erst am Sonntagabend beim VfL Wolfsburg ins Geschehen eingreifen kann und gehörig unter Druck steht.

Stürmer Kevin Behrens (32.) hatte zuvor im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei die Führung für die Köpenicker erzielt, der Ex-Unioner Marcus Ingvartsen glich per Handelfmeter nach Videobeweis (79.) aus. Die Unioner haben mit nun 39 Zählern das von Fischer stets zurückhaltend formulierte 40-Punkte-Ziel fast erreicht und mausern sich immer mehr zu einem ernsthaften Meisterschaftskandidaten. Mainz hingegen bleibt weiter im grauen Mittelfeld der Tabelle stecken.

Vier Tage nach dem 2:1-Erfolg im Pokal gegen die Wölfe und dem geplatzten Wechsel des spanischen Dribbelkünstlers Isco war bei Union von Beginn an kaum Müdigkeit zu spüren, die Berliner waren sofort das aktivere Team und hatten durch einen Flachschuss von Jerome Roussillon (10.) die erste Chance der Partie. Trainer Fischer, den die Tabelle nach eigener Aussage “erst nach dem 34. Spieltag” interessiert, sah auch in der Folge einen couragierten Auftritt seiner Mannschaft, die sich in der 32. Minute belohnte: Paul Seguin fand mit seiner Flanke von der rechten Seite Behrens, der den Ball einen Tag nach seinem 32. Geburtstag aus wenigen Metern ins Tor verlängerte.

Die Gäste aus Mainz konzentrierten sich überwiegend aufs Kontern, erst nach dem Rückstand wurde die Mannschaft von Bo Svensson etwas aktiver. Union stand defensiv aber stabil. Die Partie blieb auch nach dem Seitenwechsel chancenarm, Roussillon (48.) prüfte mit einem Schuss aus der zweiten Reihe FSV-Keeper Finn Dahmen. Union verwaltete die knappe Führung clever, den Mainzer fehlte wenige Tage nach der deutlichen 0:4-Pokalpleite gegen Bayern München die Durchschlagskraft. Der Spielfluss litt in der zweiten Halbzeit unter vielen Unterbrechungen, dennoch suchten beide Teams weiter den Weg nach vorne. Nach einem Handspiel von Seguin kamen die Mainzer dann ins Spiel zurück, aber die Eisernen schlugen zurück.

VfL Bochum – TSG Hoffenheim 5:2 (3:0)

Der VfL Bochum hat seine Siegesserie im Ruhrstadion unter Trainer Thomas Letsch fortgesetzt, für TSG-Coach Andre Breitenreiter hingegen wird die Luft in Hoffenheim immer dünner. Beim 5:2 (3:0) gegen die kriselnden Kraichgauer feierte die Letsch-Elf den fünften Heimsieg im fünften Spiel, kletterte auf einen Nichtabstiegsplatz und zog mit der TSG nach Punkten gleich. Hoffenheim blieb indes im neunten Ligaspiel nacheinander sieglos.

Vor 23.700 Zuschauern an der Castroper Straße brachten Philipp Hofmann (22.), Philipp Förster (30.) und Takuma Asano (40.) den VfL komfortabel in Führung – jeweils auf Zuspiel des überragenden Christopher Antwi-Adjei. Hoffenheim kam im zweiten Durchgang durch Christoph Baumgartner (49.) und Munas Dabbur (77.) zweimal zurück, doch Bochums Erhan Masovic (69.) und Moritz Broschinski (83.) sorgten für die Entscheidung. Während die Westfalen damit erstmals seit 1997 fünf Heimsiege in Folge einfuhren, wartet die TSG seit 113 Tagen auf einen Ligaerfolg und versinkt immer tiefer im Abstiegskampf.

“Wir müssen anders auftreten als in den Anfangsminuten im Hinspiel und von der ersten Minute an wach sein”, hatte Hoffenheim-Coach Breitenreiter vor der Partie gefordert, nachdem sein Team im ersten Saisonduell bereits nach 13 Minuten 0:2 zurückgelegen hatte. Doch es kam ähnlich wie im Hinspiel. Die heimstarken Bochumer versuchten von Beginn an, Lücken im Hoffenheimer Defensivverbund zu finden. Eine erste Torannäherung von Hofmann fischte Oliver Baumann mühelos runter (9.), kurz danach konnte der TSG-Keeper nach einer verunglückten Kopfballrückgabe von Innenverteidiger John Anthony Brooks im letzten Moment gegen Asano klären (10.).

Bochum blieb dran – und belohnte sich. Erst musste Mittelstürmer Hofmann eine mustergültige Hereingabe von Flügelflitzer Antwi-Adjei nur noch über die Linie drücken, dann erhöhte Geburtstagskind Förster. Die Breitenreiter-Elf um Startelfdebütant Thomas Delaney wirkte geschockt, blieb ideenlos, nach einer Ecke setzte Brooks (29.) einen Kopfball deutlich über die Latte. Dann schlug Bochum wieder zu, erneut auf Zuspiel von Antwi-Adjei. Ein Steilpass des 28-Jährigen fand den Japaner Asano, der Hoffenheims Stanley Nsoki mit einem Übersteiger aussteigen ließ und den bemitleidenswerten Baumann tunnelte. Nach dem desaströsen ersten Durchgang reagierte Breitenreiter mit einem Vierfachwechsel, kurz darauf witterten die Hoffenheimer dank Baumgartner wieder Morgenluft. In der Folge wurde die Partie zunehmend hitziger, Bochums Masovic erhöhte, Dabbur verkürzte, bevor der eingewechselte Broschinski bei seinem Bundesliga-Debüt den Schlusspunkt setzte.

Eintracht Frankfurt – Hertha BSC 3:0 (2:0)

Hertha BSC stolpert nach Tagen voller Chaos auch sportlich immer tiefer in die Krise. Im ersten Spiel nach dem Bobic-Knall verloren die Berliner mit 0:3 (0:2) beim furios aufspielenden Champions-League-Achtelfinalisten Eintracht Frankfurt und präsentierten sich dabei über weite Strecken keineswegs erstligareif. Eine Woche nach der Derbypleite gegen Union (0:2) war es der überragende Eintracht-Angreifer Randal Kolo Muani (21., Foulelfmeter/28.), der die Sorgen beim Vorletzten nochmals vergrößerte. Zudem traf Aurelio Buta (90.+3). Die enttäuschende Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz muss weiter auf die ersten Punkte im neuen Jahr warten, es war die siebte Pleite aus den vergangenen acht Bundesliga-Spielen.

Die Frankfurter durften dagegen feiern. Das Team von Coach Oliver Glasner bestätigte die Topform, blieb auch im siebten Spiel nacheinander ungeschlagen – und festigte die Position in der Spitzengruppe. Es seien “turbulente und wilde Tage” gewesen, gab Schwarz nach der Entlassung von Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic zu, “das mussten wir erst einmal sacken lassen.” In Frankfurt wechselte der Hertha-Coach zweimal: Jonjoe Kenny kehrte zurück, dazu feierte Winterzugang Florian Niederlechner sein Startelfdebüt.

Gegen furiose Frankfurter bekamen die Berliner jedoch kaum Eingewöhnungszeit. Die überforderten, mutlosen und völlig verunsicherten Gäste ließen sich in der ersten Halbzeit phasenweise überrollen. Die Power-Offensive der Hessen bekamen sie nicht in den Griff – vor allem Kolo Muani zeigte der Hertha die Grenzen auf. Der Vize-Weltmeister holte einen Strafstoß gegen Filip Uremovic heraus, verwandelte sicher und machte nur wenig später den Doppelschlag eiskalt nach Vorlage von Jesper Lindström perfekt. In einer fast perfekten Eintracht-Halbzeit zauberte zudem Mario Götze, Neuzugang Philipp Max fand sich sofort bestens ein, und Torhüter Kevin Trapp, der seinen Vertrag bis 2026 verlängert hatte, war beschäftigungslos.

Schwarz tobte teilweise an der Seitenlinie. Aufgrund der enttäuschenden Leistung, aber auch weil er unmittelbar vor dem 0:1 gerne einen Handelfmeter für sein Team bekommen hätte. Und dennoch: Mit den beiden Gegentreffern war die Hertha gut bedient. Die Folge? Drei Wechsel in der Pause, unter anderem kam Rückkehrer Tolga Cigerci ins Spiel. Die Berliner trauten sich etwas mehr, kamen durch den eingewechselten Jessic Ngankam (62.) sogar zu einer hochkarätigen Chance, den gefährlicheren Eindruck machte aber nach wie vor die SGE. Die Hessen verpassten es jedoch, frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen.

1. FC Köln – RB Leipzig 0:0

RB Leipzig hat im Titelrennen einen Dämpfer hinnehmen müssen und Big Points liegen gelassen. Zwar blieb die Mannschaft von Trainer Marco Rose auch im 18. Spiel nacheinander ohne Niederlage und stellte damit die vereinsinterne Bestmarke ein, sie kam beim stark kämpfenden 1. FC Köln jedoch nur zu einem 0:0. Damit vergab RB die Möglichkeit, zumindest vorübergehend an Bayern München vorbeizuziehen. Der Rekordmeister, der am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) beim VfL Wolfsburg spielt, liegt nun noch immer einen Punkt vor den Leipzigern und könnte seinen Vorsprung noch ausbauen. Der FC, der auch im vierten Pflichtspiel im neuen Jahr ohne Niederlage blieb, steht gefestigt im Mittelfeld der Tabelle.

Ein Garant für den Kölner Punktgewinn war Marvin Schwäbe: Der Torhüter rettete famos gegen Andre Silva (26.) und Timo Werner (32.). Gleich mit der ersten Offensivaktion hätte Nationalstürmer Werner seine Leipziger in Führung bringen können, er verzog aber (3.). Wie von FC-Trainer Steffen Baumgart ankündigt, begannen die Kölner vor 49.200 Zuschauern mutig und stürmisch. Mit hohen Pressing eroberten sie immer wieder den Ball, blieben dann aber oft zu ungenau. Die Leipziger Defensive mit dem aufmerksamen WM-Dritten Josko Gvardiol war aufmerksam und ließ wenig zu. Wenn es RB gelang, die erste Kölner Pressinglinie zu überspielen, wurde es schlagartig gefährlich. Wie in der 26. Minute, als Konrad Laimer Silva perfekt einsetzte: Der Portugiese scheiterte aber genauso an Schwäbe wie wenig später Werner aus spitzem Winkel.

Der FC hielt weiter dagegen und kam nach einem Ballgewinn zur ersten Riesenchance: Linton Maina schoss zunächst an den linken Pfosten, den Abpraller setzte Dejan Ljubicic (beide 37.) an die Latte. Nach der Pause jubelte Leipzig früh über die vermeintliche Führung durch Werner. Doch Vorbereiter Silva stand zuvor deutlich im Abseits (47.). Auch ohne Treffer blieb das Spiel intensiv und spannend. Köln stemmte sich mit Wucht gegen die spielerische Klasse der Gäste und ließ nicht locker. So hatten die Leipziger Ballverteiler Laimer und Dominik Szoboszlai im Zentrum nur selten Zeit, das Spiel zu ordnen. Rose reagierte darauf mit der Einwechslung des Schweden Emil Forsberg (68.), der unter der Woche im DFB-Pokal gegen die TSG Hoffenheim getroffen hatte. Köln lauerte weiter auf Konter. Baumgart brachte die frischen Offensivspieler Jan Thielmann und Davie Selke, um den Druck auf die Leipziger Abwehr hochzuhalten. Selke wurde allerdings mit einer Knieverletzung wieder ausgewechselt.

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