Gut neun Monate vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern eskaliert der interne Streit in der AfD. Fraktionschef Nikolaus Kramer hat überraschend seine Kandidatur für den Spitzenplatz auf der Landesliste angemeldet – und fordert damit Co-Landesvorsitzenden Enrico Schult heraus. Beide beanspruchen den Posten des Fraktionschefs nach der Wahl.
Kramer, seit neun Jahren Fraktionsvorsitzender, verweist auf seine Erfahrung und die Abläufe im Parlament. Schult hingegen war bereits im Sommer vom Landesvorstand für Listenplatz 1 vorgeschlagen worden und zeigt sich selbstbewusst. Er will die Partei für die Landtagswahl neu aufstellen und sucht offen den Schulterschluss mit völkisch-nationalistischen Kräften. Kramer wiederum versuchte sich ebenfalls mit rechtsextremen Positionierungen zu profilieren, etwa durch einen Podcast mit dem österreichischen Aktivisten Martin Sellner.
Die Entscheidung über die Spitzenkandidatur fällt am 24. Januar beim Listenparteitag in Neubrandenburg. Doch Kramers Chancen gelten als geschwächt: Beim Parteitag in Demmin wurde er zuletzt nicht in den Landesvorstand gewählt. Parteiinterne Kritiker sehen darin ein Zeichen für seinen schwindenden Einfluss.
Komplettiert wird das Trio im Machtkampf durch Landesvorsitzenden Leif-Erik Holm. Er tritt als sogenannter Ministerpräsidenten-Kandidat an, kandidiert jedoch nur im Wahlkreis Schwerin und nicht auf der Landesliste – auf den landesweiten Stimmzetteln wird er damit nicht erscheinen.
Der Konflikt zeigt, wie tief die AfD in Mecklenburg-Vorpommern gespalten ist. Statt Geschlossenheit vor der Wahl dominiert der Kampf um Posten und Einfluss. Für die Partei bedeutet das eine riskante Ausgangslage – und für die Wählerinnen und Wähler ein Blick hinter die Kulissen einer Bewegung, die sich selbst zerlegt.