Samstag, 27.Juli 2024 | 06:41

Mutante breitet sich rasant aus: Wie gefährlich ist die neue Corona-Variante KP.2?

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Seit etwa vier Wochen häufen sich die Corona-Fälle in Deutschland – trotz der warmen Jahreszeit. Dahinter steckt die neue Omikron-Variante KP.2, die sich derzeit gegen die zuletzt vorherrschende Variante JN.1 durchzusetzen droht. Von einer Sommerwelle kann laut Expertinnen und Experten zwar noch keine Rede sein. Dennoch sollten Risikogruppen wachsam bleiben.

Daten des Robert-Koch-Institus (RKI) zufolge ist KP.2 inzwischen für rund 19 Prozent der Neuinfektionen verantwortlich – mit steigender Tendenz. Wie viele Corona-Fälle es in der Bevölkerung tatsächlich gibt, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden, da nicht mehr oder kaum noch getestet wird. Mikrobiologie und Infektionsepidemiologe Timo Ulrichs ist sich allerdings sicher: “KP.2 wird die Vorgängervariante mehr und mehr verdrängen”, sagte er dem “Focus”.

In den USA ist das bereits passiert. Dort hat sich die neue Variante besonders stark verbreitet und macht etwa 28,5 Prozent der Neuinfektionen aus, während die JN.1-Sublinie auf 8,4 Prozent zurückgedrängt wurde (Stand 25. Mai). Auch in Großbritannien lag der Anteil der KP.2-Variante vor wenigen Wochen bereits bei 20 Prozent. Doch welches Risiko geht von der neuen Mutante aus?

Ein japanisches Forschungsteam hat die virologischen Eigenschaften von KP.2 genauer untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die effektive Reproduktionszahl in den USA, im Vereinigten Königreich und in Kanada 1,22-, 1,32- beziehungsweise 1,26-mal höher lag als die von JN.1, schreibt das Team in einem Preprint bei Biorxiv. Demnach habe KP.2 eine höhere “virale Fitness” als JN.1. Als virale Fitness bezeichnet man die Fähigkeit eines Virus, sich zu vermehren. Zudem habe die Virus-Variante ein erhöhtes Immunfluchtpotenzial, heißt es in der Studie. Das bedeutet, dass sich auch zuvor erkrankte oder geimpfte Personen mit dem Virus infizieren können.

KP.2 könne den Impfschutz leichter umgehen, bestätigt auch Ulrichs dem “Focus”. Das sei bei Mutationen, die sich erfolgreich ausbreiten, nicht verwunderlich, sondern grundsätzlich Voraussetzung für ein Verdrängen der Vorgängervarianten. Eine Variante, die sich schnell ausbreitet, müsse jedoch nicht automatisch zu schweren Krankheitsverläufen führen, beruhigt Ulrichs. “Die Wahrscheinlichkeit dafür ist eher gering.”

Trotzdem empfiehlt der Experte vorsichtshalber allen Risikogruppen, ihre Schutzmaßnahmen zu erhöhen. Denn für ältere Menschen, chronisch Kranke und immungeschwächte Personen kann eine Infektion, egal mit welcher Variante, nach wie vor einen schweren Verlauf nehmen. Wer sich also schützen will, sollte auf die bekannten Vorsichtsmaßnahmen wie Händewaschen, Maskentragen und Abstandhalten zurückgreifen. Auch Impfungen bleiben laut Ulrichs weiterhin wichtig. Selbst wenn die aktuellen Impfstoffe gegen die neuen Varianten noch wenig effektiv sein sollen, gegen einen schweren Verlauf sei der Schutz weiterhin ausreichend. Er empfiehlt eine Auffrischungsimpfung allen Risikogruppen sowie denen, die viel Kontakt zu anderen Menschen haben.

KP.2 gehört zu den Coronavirus-Abkömmlingen, die unter dem Begriff FLiRT zusammengefasst werden. Sie sind entfernte Verwandte von Omikron und aus der Variante JN.1 hervorgegangen. Entdeckt und analysiert wurden sie durch das Monitoring des Abwassers in den USA.

Die Bezeichnung FLiRT ist von zwei charakteristischen Mutationen namens F456L und R346T abgeleitet, die für die neue Variante kennzeichnend sind: Die beiden Mutationen befinden sich im Spike-Protein des Coronavirus. Konkret weist die neue Variante an der Aminosäuren-Position 456 anstatt eines F-Segments ein L auf, und an Position 346 ein R anstelle eines T-Segments. Die namensgebenden Mutationen von KP.2 sind schon länger bekannt und stellen somit keine wirkliche Herausforderung für den Immunschutz der Bevölkerung dar, sagen Experten. Auch die WHO schätzt das Risiko, das von KP.2 ausgeht, als gering ein.

Unklar ist bisher noch, ob eine Infektion mit einer der FLiRT-Varianten zu neuen Covid-Symptomen führen kann. Denkbar ist aber, dass FLiRT-infizierte Personen unabhängig vom Impfstatus die bereits bekannten Krankheitszeichen einer Corona-Infektion wie Atembeschwerden, Husten, Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen, Schnupfen, Müdigkeit und allgemeine Schwäche entwickeln.

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