Donnerstag, 18.April 2024 | 22:59

Notmaßnahme gegen Antibiotikamangel: Apotheker Nils Saager erklärt es

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Die Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern haben Probleme z.B. den Bedarf nach Antibiotika-Säften für Kinder zu decken. Und gerade Antibiotika wird bei bakteriellen Infektionen und Erkrankungen wie Lungenentzündung verschrieben.

Und dieser Mangel besorgt nicht nur Eltern, auch die Apotheker sind zunehmend frustriert. Sie kritisieren die Politik wegen der Zustände und fordern Konsequenzen. Die Politik hat inzwischen reagiert und die Einfuhr von antibiotikahaltigen Säften für Kinder, die in Deutschland eigentlich nicht zugelassen oder registriert sind erlaubt – wenn auch befristet.

Doch ist damit jetzt wirklich das Problem gelöst? – Wir haben Nils Saager, Chef der Wismarer “Sonnen-Apotheke” mit den wichtigen Fragen zu diesem Komplex einen Fragenkatalog geschickt:

Es gibt eine neue Allgemeinverfügung zu importierung von Antibiotikasäften. Wie selber begrüßt du diesen Schritt?

Nils Saager: “Dieser Schritt bzw. diese Verfügung ist sehr wichtig um die Versorgung mit wichtigen Medikamenten zu sichern. Sie verschafft einen sicheren Rahmen zum Import von Arzneimitteln. Was bedeutet dass nun genau. In Deutschland ist es so geregelt, das Arzneimittel aus anderen Ländern nur importiert werden dürfen, wenn eine gültige Verschreibung vorliegt. Das tut es auch immer. Darauf hin kann ein Import bestellt werden. Allerdings dürfen Sie nicht im Voraus bestellt werden. Das verbietet das Arzneimittelgesetz. Dies ändert sich mit der Verfügung zumindest für Antibiotikasäfte für Kinder. Es ist nun gut, dass vorallem Großhändler Antibiotika- Importe lagern dürfen um Apotheken schnell zu beliefern. Diesen Fall hatten wir in der Vergangenheit schonmal bei Tamoxifen. Da haben wir auch importierte Ware vom Großhändler erhalten.”

War es notwendig?

“Ja defintiv, einige Länder haben es schon vorgemacht und es war ein logischer Schritt dies auch hier in MV zu tun. Ein kleinen Wermuttropfen hat die Sache allerdings. Es ist gut das wird nun das “Go” zum importieren haben. Aber hat sich mal jemand gefragt ob wir überhaupt etwas aus anderen Ländern bekommen. Viele Länder haben keine Kapazitäten etwas abzugeben. Ich habe selbst versucht Saft aus Portugal zu bekommen. Wurde abgesagt. Ein befreundeter Apotheker versuchte über seinen Großhandel eine größere Menge zu bekommen. Er bekommt aktuell dafür keine Zusage und die Lieferung steht in den “Sternen”. Es ist ein total blindes Vertrauensgeschäft. Zum Glück gibt es noch vereinzelt deutsche Antibiotikasäfte von einigen Herstellern zu bekommen. Sprich der Großhandel kann noch liefern. Aber es kommt immer ein bisschen auf den Wirkstoff an, der verordnet ist. Mit unseren Ärzten in Wismar kann man zum Glück sehr gut reden und wir finden auch immer irgendwie eine Lösung. Dafür geht aktuell viel Zeit ins Land. Und es bleibt halt sehr anstrengend adäquat Ware zu bekommen.”

Und wer bezahlt das nun alles?

“Es ist so, dass Apotheken erstmal ein gewisses Risiko auf sich nehmen, da Import, im Gegensatz zu “normal lieferbaren” Arzneimitteln von einer Rückgabe ausgeschlossen sind. Das bedeutet alles was ich nicht los werde, weil wieder deutsche Ware verfügbar ist, bleibt bei mir. Vom Prozedere an sich, würde ich mal oben anknüpfen. Wenn das Rezept bei uns eingetroffen ist, stellen wir bei der Krankenkasse ein Antrag auf Genehmigung zur Abgabe eines Imports. Das würde nun einige Tage dauern, bis eine Antwort kommt. Um eine schnellstmögliche Versorgung sicherzustellen geben wir die Säfte (weil Antibiotika ja dringend) sofort ab und stellen danach den Antrag. Wenn wir warten würden, bis die Kasse sich meldet ist das Kind im besten Fall gesund und im schlimmsten Fall im Krankenhaus. In Anbetracht der aktuellen Situation bezahlen dies die Krankenkassen schon. Es kann aber auch vorkommen, dass Sie dies nicht tun (dann bleibe ich auf den Kosten sitzen) oder im nachhinein (meist ein Jahr später) den Betrag kürzen. Der übrigens gesetzlich vorgeschrieben ist. Wie lange gilt diese Verfügung? Die Verfügung gilt bis 31.7.23 Bis dahin werden wir als Apotheken weiter Gespräche auf politischer Ebene suchen, wir werden weiter für unsere Zukunft kämpfen und wir werden weiter die Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland sicherstellen.

Was ist da noch geplant?

“Geplant ist noch in diesem Monat, dass einige Kollegen aus MV und ich auf eine Idee von Dir, lieber Tom, mit unserer Gesundheitsministerin ins Gespräch kommen. Weiterhin ist am 14. Juni mit Unterstützung der ABDA eine bundesweite Protestaktion geplant. Dazu aber bald mehr…”

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