Freitag, 19.April 2024 | 20:42

Nun also doch: MV Werften bauen Kreuzliner “Global One” fertig

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Die ersten Aussagen des vorläufigen Insolvenzverwalters bei den MV Werften machen den Mitarbeitern Hoffnung.

Zur Auszahlung der noch offenen Dezember-Löhne für die rund 1900 Beschäftigten in Wismar, Rostock und Stralsund habe er eine sogenannte Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege geleitet, erklärte der Rechtsanwalt Christoph Morgen von der Hamburger Kanzlei Brinkmann & Partner am Mittwoch. Die Umsetzung werde aber noch ein paar Tage dauern.

Weiter kündigte er an: “Das Kreuzfahrtschiff “Global One” möchte ich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MV Werften und den Zulieferern in Wismar zu Ende bauen.” Dazu werde er Gespräche mit allen Beteiligten aufnehmen, um die Voraussetzungen für eine Fertigstellung des Schiffes zu erarbeiten.

Das Vorhaben ist ein wichtiges Signal für Beschäftigung: Das Schiff ist zu 75 Prozent fertig und liegt in der Werft in Wismar. Politiker und Arbeitnehmervertreter hatten sich in den letzten Tagen wiederholt für den Weiterbau ausgesprochen. Offen ist, ob der selbst in Schwierigkeiten steckende Mutterkonzern der MV Werften, Genting Hongkong, das Schiff, das er für den eigenen Bedarf bauen wollte, abnehmen kann und wird.

Es gelte, Landesregierung und Bundesregierung, Betriebsräte und IG Metall sowie Genting als Auftraggeber für Kreuzfahrtschiffe an den Tisch zu holen, betonte Morgen. Für Standorte ohne Aufträge müssten bereits begonnene Investorengespräche fortgesetzt und bestehende Lösungsideen weiterentwickelt werden.

Nach einer Unterrichtung des Haushaltsausschusses des Bundestags durch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zur Insolvenz der MV Werften und der Lloyd-Werft in Bremerhaven forderte der Linken-Abgeordnete Victor Perli, die Angebote von Nordic Yards zur Produktion von Offshore-Plattformen, die Genting in der Vergangenheit abgelehnt habe, sofort neu zu prüfen. Zudem müsse eine öffentliche Beteiligung geprüft werden, so der Politiker. Die Bundesregierung dürfe die Beschäftigten der Werften nicht hängenlassen. Sie müsse die Länder Mecklenburg-Vorpommern und Bremen bei der Standortsicherung und der Neuausrichtung der Werften unterstützen.

Am Donnerstag will Insolvenzverwalter Christoph Morgen die Beschäftigten der MV Werften auf Belegschaftsversammlungen informieren. Am Mittag tritt der Landtag in Schwerin zu einer Sondersitzung zusammen.

Der Insolvenzverwalter nahm am Mittwoch an einer ersten Gesprächsrunde von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (beide SPD) sowie Vertretern von IG Metall und Betriebsräten teil. Schwesig sicherte den Standorten und Beschäftigten nach dem Treffen die weitere Unterstützung der Politik zu, wobei sie auch auf den Bund setzt. “Die Landesregierung und die Bundesregierung wollen gemeinsam in einer Arbeitsgruppe darüber sprechen, wie uns auch der Bund bei der Zukunft der Standorte helfen kann”, sagte die Regierungschefin.

Schwesig verteidigte das Engagement von Bund und Land bei der bisherigen Entwicklung der MV Werften hin zum Kreuzfahrtschiffbau. Der Schiffbau für Kreuzfahrten hatte eine Perspektive und habe auch in der Zukunft eine Perspektive, denn die Menschen wollten nach der Pandemie wieder auf Kreuzfahrten gehen, sagte sie. Aber es gebe jetzt diese schwierige Corona-Pandemie, die die Werften in MV hart getroffen habe. Die Insolvenz sei bitter, aber nicht das Ende, sagte Schwesig.

Für die MV Werften waren am Montag acht Insolvenzanträge gestellt worden. Für alle acht Gesellschaften wurde Christoph Morgen vom Amtsgericht Schwerin als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt, wie ein Gerichtssprecher sagte. Der Mutterkonzern Genting war infolge der anhaltenden Corona-Pandemie mit seinem Kreuzfahrtgeschäft in Schwierigkeiten geraten. Der Handel mit Genting-Aktien an der Börse in Hongkong ist seit vergangenem Freitag ausgesetzt.

Der asiatische Tourismus-Konzern Genting Hongkong betreibt Kreuzfahrtschiffe unter den Marken Star Cruises, Dream Cruises und Crystal Cruises sowie die Resorts World Manila (RWM). Hinter dem Unternehmen steht die Genting Gruppe – ein Konglomerat des malaysischen Casino-Magnaten und Milliardärs Lim Kok Thay. Genting Hongkong hatte allein 2020 nach dem Ausbruch der Pandemie einen Verlust von 1,72 Milliarden US-Dollar hinnehmen müssen. Vor der Krise waren China und Hongkong die größten Märkte für die Kreuzfahrten des Unternehmens.

Von der MV-Werften-Pleite sind auch Tausende Beschäftigte in Zulieferbetrieben betroffen. Nach Schätzungen des Branchenverbandes VSM hängen an jedem MV-Werften-Arbeitsplatz rund 1000 Jobs bei Zulieferern. Die drei Industrie- und Handelskammern und die beiden Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern boten den von der Insolvenz der MV Werften betroffenen Unternehmen am Mittwoch Beratung und Unterstützung an. Dabei stünden die Sicherung der Liquidität und die Weiterführung des Geschäftsbetriebes im Fokus, hieß es.

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