Donnerstag, 02.Mai 2024 | 23:55

“Umgang mit ihm nicht fair”: Franz Beckenbauer geht es nicht gut

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Im Stadion seines FC Bayern ist Franz Beckenbauer in der jüngeren Vergangenheit kaum noch zu sehen, auch Spiele der Nationalmannschaft besucht der “Kaiser” offenkundig nicht mehr.

Überhaupt hat sich der 78-Jährige weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nachrichten zu seinem Gesundheitszustand sind deshalb selten geworden. In der ARD-Dokumentation “Beckenbauer” kommt nun jedoch sein älterer Bruder Walter Beckenbauer zu Wort: “Wenn ich jetzt sagen würde, es geht ihm gut, dann würde ich lügen, und ich lüge ungern. Es geht ihm nicht gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab”, sagte Walter Beckenbauer darin über seinen Bruder.

In der Dokumentation geht es neben der sportlichen Erfolgsstory als Spieler wie als Trainer auch um die Privatperson Beckenbauer und um die noch immer schwelenden, aber nicht bewiesenen Vorwürfe der Bestechlichkeit und Vorteilsnahme in seiner Rolle als FIFA-Funktionär sowie als WM-Macher 2006. Bis heute ungeklärt ist die Bestimmung von dubiosen Geldflüssen von umgerechnet 6,7 Millionen Euro in Richtung Katar rund um die deutsche WM-Bewerbung für 2006. Beckenbauer selbst hat öffentlich dazu bis heute geschwiegen.

Ehemalige deutsche Spitzenpolitiker nehmen Beckenbauer jetzt vor der Kamera in diesem Skandal in Schutz. Otto Schily, der gerade gestorbene Wolfgang Schäuble und Joschka Fischer äußerten in “Beckenbauer” über das Leben des Fußball-Kaisers viel Empathie für den 78-Jährigen. “Das war nicht fair, wie man mit ihm umgegangen ist. Und das ist für ihn sehr bitter. Ich glaube, dass er das sehr schmerzlich empfunden hat. Er hatte in dem Punkt auch keinen Panzer. Es ist sehr nahe an ihn herangegangen”, sagte der ehemalige Bundesinnenminister Schily in dem knapp 90-minütigen Film.

Beckenbauer selbst kommt in der Dokumentation, die am 8. Januar ab 20.15 Uhr im Ersten gesendet und ab dem 2. Januar in der ARD-Mediathek zu sehen sein wird, nicht mit aktuellen Aussagen zu Wort. Dafür äußern sich zahlreiche Weggefährten zu seiner im deutschen Fußball einmaligen Karriere.

“Die Deutschen wollten die WM, inklusive mir selbst, und wir waren froh, dass wir einen Franz Beckenbauer hatten. Insofern ist es ein Stück weit auch Heuchelei. Wir müssten uns auch selbst bezichtigen”, sagte der ehemalige Außenminister Joschka Fischer.

Den Umgang mit der einstigen Fußball-Lichtgestalt kann Fischer nicht gutheißen. “Wie sich da viele abgewandt haben, wie Beckenbauer plötzlich der Buhmann war, obwohl er so Großes geleistet hat für unser Land, das konnte ich nicht nachvollziehen”, sagte Fischer, der Beckenbauer gleichwohl für dessen Aussagen zu Katar als WM-Gastgeber 2022 und für dessen Geschäftsgebaren mit Russland kritisierte.

Der ehemalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der am Dienstagabend im Alter von 81 Jahren starb, forderte in der Doku einen fairen Umgang mit Beckenbauer. “Diese Skandalisierung, die wir heute darum machen, scheint mir irgendwie übertrieben”, sagte er. “Er hat sicher auch Fehler gemacht, ich meine, jeder Mensch macht ja nicht alles richtig. Insofern ist er auch ein Mensch”, sagte Schäuble.

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