Samstag, 27.Juli 2024 | 12:20

Wismar: Gründungstreffen Selbsthilfegruppe Darmkrebs im Sana Hanse-Klinikum

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Es gibt Schicksale, die einen sprachlos machen – aber eben Mut spenden. So wie die Geschichte von Jens Reimann aus Rostock.

2015 erhielt er die Diagnose Darmkrebs während einer Vorsorgeuntersuchung. Ein Schock. Er hatte doch bis dato absolut keine Beschwerden. Und nun wusste er nicht, was schlimmer war: die Diagnose an sich, oder dass er einen künstlichen Darmausgang bekommen wird. Heute geht er ins Fitnessstudio, in die Schwimmhalle, fährt ins Stadion, um sich ein Fußballspiel anzuschauen, und saust im Winter mit Ski die Berge hinunter. Kein Außenstehender würde annehmen, dass Jens Reimann einen künstlichen Darmausgang hat. Der 57-Jährige geht damit nicht hausieren, aber er versteckt sich auch nicht. Er lebt sein Leben – wie jeder andere körperlich gesunde Mensch auch. Er ist dankbar für seine Freiheit trotz Einschränkung und schätzt sie.

Sich aufgeben, das wollte er nicht. Auch wenn das Stoma – die am Bauch operativ angelegte Öffnung des Darms – sein Leben auf den Kopf stellte, zu einer Herausforderung im Umgang und der Auffangbeutel zum ständigen Begleiter wurde. Viel Kraft gab ihm der Austausch mit Gleichgesinnten in einer Selbsthilfegruppe in Rostock. Eine zweite Gruppe gibt es in Greifswald. Zu wenig für das Flächenland MV. Deshalb soll nun auch eine in Wismar gegründet werden.

Das ist zum einen eine Voraussetzung, damit das Sana HANSE-Klinikum Wismar durch die Deutsche Krebsgesellschaft als Darmkrebszentrum zertifiziert wird, zum anderen eine große Stütze für Betroffene in der Region. Der Austausch sei wichtig, meint auch Kristin Trimpe von der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppe (Kiss) in Gägelow, die bei der Gründung hilfreich zur Seite steht. „Es geht vor allem darum, Menschen aus ihrer Isolation herauszuholen.“

Priv.-Doz. Dr. Hartmut Thomas hat als Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am Sana HANSE-Klinikum Wismar täglich mit Darmkrebspatienten zu tun und weiß, wie hilflos sie zunächst mit der Diagnose sind. „Die Hälfte unserer Patienten gilt nach einem operativen Eingriff als geheilt, 50 Prozent der zweiten Hälfte haben gute Chancen auf Heilung, wenn sich eine Chemotherapie anschließt. Die anderen 25 Prozent sind metastasiert. Heißt: Der Krebs ist in der Regel dann nicht mehr heilbar – dann besteht die Möglichkeit der sogenannten Palliativen Chemotherapie, um ein weiteres Krebswachstum möglichst aufzuhalten“, erklärt er. Werde der Darmkrebs frühzeitig erkannt, sei er heilbar. „Vermeidbar ist er in vielen Fällen mit der Vorsorgeuntersuchung“, betont er. Seit Oktober 2002 haben Männer und Frauen ab 55 Jahre Anspruch auf eine von der Krankenkasse finanzierten Früherkennungs-Darmspiegelung. Mit dieser werden vorhandene Polypen im Darm entfernt, die sich sonst zu einem Karzinom entwickeln könnten. „Damit ist die Zahl der Neuerkrankungen in den vergangenen 20 Jahren rückläufig.“

Als geheilt gilt am Ende, wer fünf Jahre tumorfrei ist – so wie Hartmut Voß. Der 68-Jährige erhielt seine Diagnose 2015. Nie im Leben habe er damit gerechnet. „Ich hatte beste Blutwerte.“ Seit 2019 engagiert er sich als Sprecher der Selbsthilfegruppe für Darmkrebs- und Stoma-Patienten in Rostock. Einen solchen wird auch die neue Gruppe in Wismar benötigen. Ein Hexenwerk sei es nicht, umschreibt Voß. „Man muss vor der Gruppe sprechen können, ein wenig organisieren und mal Referenten für die Gruppentreffen einladen.“

Heute Nachmittag fand das Gründungstreffen im Sana HANSE-Klinikum Wismar statt. Eingeladen waren Betroffene und Angehörige. Und wir haben danach eine kleine Geschichte für euch zusammengetragen…

Gründungstreffen Selbsthilfegruppe Darmkrebs im Sana Hanse-Klinikum
Gründungstreffen Selbsthilfegruppe Darmkrebs im Sana Hanse-Klinikum

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