Donnerstag, 25.April 2024 | 01:15

Infantino-Abwahl oder Austritt?: Europas Fußball eskaliert Streit mit der FIFA

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Im März wird der FIFA-Präsident neu gewählt, bislang gibt es keinen Gegenkandidaten zu Amtsinhaber Gianni Infantino. Der DFB geht auf Distanz zum Schweizer, auch weitere europäische Verbände wünschen sich einen anderen Fußball-Boss. Sogar das EU-Parlament stimmt zur WM in Katar ab.

Auch nach dem Zeichen der Fußball-Nationalmannschaft verstummt die Kritik an der FIFA nicht. Das EU-Parlament verurteilte in seiner WM-Resolution das Gebaren des Weltverbands und Katars, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) berät mit den anderen “Rebellen” über das weitere Vorgehen. Dabei geht es längst nicht mehr nur um das Verbot der “One Love”-Binde. Sogar ein Austritt aus der FIFA steht als ultimativer Schritt im Raum, wobei der dänische Verband entsprechende Berichte über eigene Austrittserwägungen als Missverständnis bezeichnete. Ein solcher Schritt sei nicht geplant, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Pressesprecher Jakob Hoejer.

“Wir haben das in der nordischen Region seit August diskutiert”, sagte der dänische Verbandsboss Jesper Möller zu den Plänen der mit dem DFB verbündeten Skandinavier: “Wir müssen bewerten, was passiert ist, und dann müssen wir eine Strategie entwickeln – auch mit unseren nordischen Kollegen.”

Dazu passt, dass sich der norwegische Verband mit FIFA-Kritikerin Lise Klaveness an der Spitze öffentlich dem DFB angeschlossen hat. Wie der deutsche Verband haben auch die Norweger dem umstrittenen Weltverbands-Präsidenten Gianni Infantino die Gefolgschaft auf dem Weg zu seiner Wiederwahl verweigert. Der schwedische Verband erklärte unterdessen, ebenfalls zur FIFA-Opposition zu gehören.

“Wir beim NFF vertrauen nicht darauf, dass Infantino der richtige Anführer ist, der uns weiterbringt”, sagte Klaveness. Die 41-Jährige bedauert, dass es aus Europa keinen Gegenkandidaten für die Wahl im März 2023 gibt. Der NFF habe “viele Versuche” unternommen, jemanden zur Kandidatur zu bewegen – doch alle hätten abgelehnt. Sie selbst wollte nicht gegen Infantino antreten, dessen Wiederwahl als sicher gilt.

Das EU-Parlament hat dafür wenig Verständnis. In der Resolution vom Donnerstag wird unter anderem die unter Korruptionsverdacht stehende WM-Vergabe, der Tod von Gastarbeitern, das sogenannte “Sportswashing” und der Umgang mit der LGBTQ+-Gemeinschaft in Katar angeprangert.

Das Parlament forderte vor allem die EU-Länder mit großen Ligen wie Deutschland auf, Druck auf die FIFA auszuüben. Der Vergabe-Prozess müsse transparenter werden, die Einhaltung der Menschenrechte sollte dabei eine wichtige Rolle spielen. Auch der Entschädigungsfonds für die Angehörigen von verletzten oder gestorbenen Gastarbeitern müsse eingerichtet werden.

DFB ist “nicht glücklich mit dem Verhalten”
Bei der Abstimmung trugen zahlreiche Abgeordnete die “One Love”-Armbinde. Die Unterstützer der Resolution standen zudem auf, um damit der FIFA im übertragenen Sinn die “Gelbe Karte” zu zeigen. Derweil sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Berlin, dass sie Infantino beim ersten WM-Spiel der Nationalmannschaft gegen Japan (1:2) persönlich gesagt habe, dass sie das Verbot der FIFA “als großen Fehler” sehe. Sie habe mit der “One Love”-Binde am Arm ihren “Protest ausgedrückt”.

Auch Bernd Neuendorf spricht noch mit Infantino. Den Austausch mit dem Schweizer rund um das Japan-Spiel wollte der DFB-Präsident zwar nicht überbewerten, seinen Standpunkt verdeutlichte Neuendorf aber noch einmal. “In der Sache sind wir weiter klar. Das weiß Gianni Infantino auch”, sagte der DFB-Boss in der ARD: “Wir sind nicht glücklich mit dem Verhalten der FIFA.” Neuendorf betonte dabei das Gewicht des größten Einzelsportverbands der Welt: “Wir dürfen von so einem großen Verband erwarten, dass er mit dem allergrößten Verband (Einzelsportverband, Anm.d.Red) – nämlich dem DFB – ordentlich umgeht.”

Ob es überhaupt noch einen Umgang mit der FIFA geben sollte, wird allerdings nicht nur von den Skandinaviern infrage gestellt. Die Nachhaltigkeits-Initiative “Sports for Future” hat den DFB zum Austritt aus der FIFA aufgefordert und “die Gründung einer alternativen globalen Vereinigung” ins Spiel gebracht. Zudem sollten die Sponsoren ihre Partnerschaft mit dem Weltverband beenden.

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