Am kommenden Montag wird an der Frankfurter Börse ein bedeutendes Ereignis stattfinden: Der Börsengang von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Dieser Schritt markiert den Beginn einer neuen Ära für das Unternehmen und möglicherweise für den gesamten deutschen Rüstungssektor. Mit der Abspaltung und Börsennotierung öffnet ThyssenKrupp seine Marinesparte für den Kapitalmarkt. TKMS gilt als das Kronjuwel des Industriekonzerns. „Mit der Börsennotierung schlagen wir ein neues Kapitel auf“, sagte Konzernchef Miguel López.
Finanzielle und strategische Perspektiven
Der Börsengang erfolgt als Spin-off, bei dem TKMS nicht unmittelbar Kapital erhält. Als eigenständiges Unternehmen kann es jedoch den Kapitalmarkt nutzen, um Forschung, Entwicklung und Investitionen zu finanzieren. Der Mutterkonzern behält dabei eine Mehrheit von 51 Prozent, wodurch er die Kontrolle wahrt und gleichzeitig den Wert in einem Markt steigert, der durch geopolitische Spannungen und erhöhte Verteidigungsausgaben an Bedeutung gewinnt.
49 Prozent der 63,5 Millionen TKMS-Aktien werden den bisherigen ThyssenKrupp-Aktionären zugeteilt, die dann frei handelbar sind. Dies ermöglicht einen Börsengang ohne groß angelegte Werbeaktionen. Wer am Freitag 20 ThyssenKrupp-Aktien besitzt, erhält eine TKMS-Aktie.
TKMS als Systemhaus der Meere
TKMS ist Deutschlands größter Marineschiffbauer und beschäftigt 9100 Personen. Es entwickelt hochkomplexe U-Boote, Fregatten und Korvetten und bietet Systeme für maritime Sicherheit sowie Spezialschiffe. Besonders hervorzuheben ist die weltweit führende Rolle beim Bau konventioneller U-Boote mit Brennstoffzellen-Antrieb.
Finanzielle Stabilität und Wachstumspotenzial
Finanziell zeigt sich TKMS solide, mit einem Nettogewinn von 75,2 Millionen Euro in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2024/25. Ein prall gefülltes Auftragsbuch im Wert von 18,6 Milliarden Euro sichert Aufträge bis weit in die 2040er Jahre hinein.
Staatliche Beteiligung und strategische Kontrolle
Der Zeitpunkt des Börsengangs ist günstig, da der Marinesektor von der Aufrüstung profitiert, die durch die geopolitische Lage notwendig wurde. Eine direkte staatliche Kapitalbeteiligung ist nicht vorgesehen, jedoch sichert eine sogenannte goldene Aktie dem Bund weitreichende Mitspracherechte.
Zukunftsaussichten und Herausforderungen
Die Zukunft von TKMS wird nicht nur vom Börsengang bestimmt, sondern auch von der Fähigkeit, sich als maritimer Champion zu etablieren. Während Unternehmen wie Rheinmetall und Hensoldt durch staatliche Beteiligungen und Marktpositionierung erfolgreich wurden, steht TKMS vor der Herausforderung, seine Projekte, die oft internationale Genehmigungen erfordern, zu realisieren. Analysten betonen die Notwendigkeit von Geduld, da TKMS eher einem Ozeanriesen als einem Schnellboot gleicht.
Der Börsengang bietet sowohl TKMS als auch der Bundesregierung die Chance, den Marinesektor zu konsolidieren und möglicherweise europäische Kooperationen zu fördern. Ob TKMS ein Marine-Champion wird, wird sich in den kommenden Jahren entscheiden – auf den Werften in Kiel und Wismar, zwischen Politik, Industrie und Markt.