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Reservierungen werden teurer: Kritik an Deutscher Bahn – „Das ist ein Skandal“

Familien, die für eine Fahrt mit der Deutschen Bahn Sitzplätze reservieren wollen, müssen künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Wie das bundeseigene Unternehmen mitteilt, wird die Familienreservierung mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag abgeschafft. Künftig müssen alle Reisenden – auch Kinder – für eine Sitzplatzreservierung zahlen. Zugleich wird der Preis für Reservierungen in beiden Reiseklassen erhöht. Von Verbänden und aus der Politik hagelt es Kritik.

In der 2. Klasse steigt der Preis um 30 Cent auf 5,50 Euro. In der 1. Klasse kostet der vorab gebuchte Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro. Konkret bedeutet das: Anstelle der 10,40 Euro für eine Familienreservierung in der 2. Klasse bezahlt eine Familie mit drei Kindern künftig 27,50 Euro. In der 1. Klasse werden anstatt 13 Euro fortan 34,50 Euro fällig. Die Reservierungsgebühren sind zuletzt erst im vergangenen Juni erhöht worden.

Der ökologische Verkehrsclub VCD fordert die Bahn auf, die Familienreservierung zu erhalten. „Gerade Familien mit Kindern sind auf reservierte Sitzplätze angewiesen“, sagt die Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. „Auf sie kommt jetzt de facto eine erneute Preiserhöhung zu; nur ein halbes Jahr nach der letzten regulären Erhöhung im Dezember.“ Sie rät der Bahn, „weniger auf kurzfristige Rabattaktionen zu setzen, und stattdessen das allgemeine Angebot erschwinglich zu halten“.

„Erwarten Rückkehr zum alten Preis“

„Für Familien wird es doppelt so teuer“, sagt der Vorsitzende Detlef Neuss vom Fahrgastverband Pro Bahn zur „Rheinischen Post“. „Das geht nicht, das ist schlecht.“ Die Preiserhöhung werde dazu führen, dass sich Familien überlegen, „ob sie nicht doch für eine Reise etwa zu den Großeltern lieber auf das Auto umsteigen“, warnt Neuss. „Wir erwarten von der Bahn, dass sie nach Möglichkeit wieder zu dem alten Preis zurückkehrt. Der Bund muss jetzt einer Aufsichtspflicht nachkommen.“

Die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, Michaela Engelmeier, betont: „Jede zusätzliche Belastung trifft besonders Haushalte mit kleinen Einkommen und erschwert die Entscheidung für eine klimafreundliche Anreise mit der Bahn.“

Grüne sehen „Skandal“

Auch aus Parteien kommt Kritik – und die Forderung zum Umdenken bei der Bahn. „Gerade Familien mit Kindern sind darauf angewiesen, im Zug Sitzplätze nebeneinander zu haben. Aus dieser Notwendigkeit jetzt Kapital zu schlagen, das ist ein Skandal“, sagt die Grünen-Bundestagsabgeordnete Victoria Broßart. Die Bahn scheine Familien aus ihren Zügen vertreiben zu wollen.

Weitere Kritik übt die Union: „Die Bahn sollte ihr Vorgehen überdenken“, sagt Verkehrsexperte Christoph Ploß von der CDU. Er ergänzt, Sitzplatzreservierungen könnten sinnvoll sein, um die Auslastung der Züge im Sinne der Bahnnutzer zu organisieren und zu steuern. „Klar ist: Dabei dürfen Familien nicht über Gebühr belastet werden.“

Bahnexperte Matthias Gastel von den Grünen nennt das Vorgehen des Konzerns „eine Frechheit angesichts der gebotenen Leistungen von DB Fernverkehr“. Die in seinen Augen miserable Performance des Unternehmens werde gleich mehrfach auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen. „Die DB Fernverkehr liefert schlechte Pünktlichkeitswerte, erhöht Ticketpreise und verschlechtert Angebote. Das ist zu viel auf einmal“, so Gastel. Die Bahn solle „mehr von dem liefern, was die Kunden erwarten“, und der Bund seinen Teil der Verantwortung ernster nehmen, fordert der Grünen-Bahnexperte.

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