Auch nach der diesjährigen Ausgabe von „Jamel rockt den Förster“ reißt der Streit rund um das Festival nicht ab. Tino Schomann (CDU), Landrat von Nordwestmecklenburg, wehrt sich in einem an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) gerichteten offenen Brief gegen Kritik von Birgit Lohmeyer, die das Festival zusammen mit ihrem Mann ins Leben gerufen hat. Lohmeyers Aussagen stellten „eine schwerwiegende und völlig unbegründete Diffamierung der Mitarbeitenden der Kreisverwaltung dar“, heißt es in dem Schreiben.
Schomann bezieht sich auf eine Passage aus einem Interview, das Lohmeyer „Katapult MV“ gegeben hat. „Je mehr Rechtsextreme in Verwaltungen oder Kommunalparlamenten vertreten sind, desto mehr werden Demokratieförderprojekte, die kritisch sind, unterdrückt und Aktivist:innen zermürbt“, sagte Lohmeyer dort. „Wir sind durch die Auflagen der Versammlungsbehörde massiv drangsaliert worden“, so ihr Vorwurf.
Schomann: Schwesig soll Stellung nehmen
Schomann schreibt: „Die pauschale Unterstellung massiver rechter Einflussnahme und gezielte „Drangsalierung“ beschädigt das persönliche wie berufliche Ansehen all jener, die jeden Tag rechtstaatlich, unabhängig und zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger Nordwestmecklenburgs arbeiten.“ Er fordert Schwesig, die Schirmherrin des Festivals ist, dazu auf, Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen.
Lohmeyer selbst bestätigte die Authentizität des Interviews. Zur Kritik Schomanns äußerte sie sich zunächst allerdings nicht. Ihre Anwälte würden sich in Kürze dazu melden. Im Interview mit „Katapult MV“ sprach Lohmeyer etwa von kurz vor dem Festival erlassenen Auflagen wegen mutmaßlich ansässiger und geschützter Rotbauchunken sowie des letztendlich gerichtlich gekippten Alkoholverbots seitens der Versammlungsbehörde.
Streit um Festival in diesem Jahr eskaliert
Schomann betont in seinem Brief: „Die Kreisverwaltung Nordwestmecklenburg hat ausschließlich nach Recht und Gesetz, neutral und unabhängig, entschieden.“ Eine Reaktion von Schwesig stand zunächst noch aus.
Wie nie zuvor war in diesem Jahr ein Streit um die Ausrichtung des Festivals zwischen Organisatoren, der Gemeinde und dem Landkreis entbrannt, der in mehreren Gerichtsverfahren mündete. Die Lohmeyers hatten das Festival 2007 ins Leben gerufen, um auf die starken rechten Strukturen in dem Dorf mit weniger als 40 Bewohnern aufmerksam zu machen.