Einen Monat nach der Tötung des kleinen Fabian ist eine Verdächtige in Untersuchungshaft. Die Frau steht unter Mordverdacht und komme nun in eine Justizvollzugsanstalt. Sie äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen, wie der Rostocker Oberstaatsanwalt Harald Nowack sagte. Zuvor hatte der zuständige Ermittlungsrichter am Amtsgericht Rostock der Mordverdächtigen den bereits erlassenen Haftbefehl verkündet.
Die Frau soll den achtjährigen Fabian aus Güstrow getötet haben. Das Kind war am 10. Oktober verschwunden. Vier Tage später wurde sein Leichnam gefunden. Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass der Grundschüler bereits am 10. Oktober getötet und dann an dem späteren Auffindeort in Klein Upahl abgelegt wurde. Dort soll er auch angezündet worden sein, möglicherweise um Spuren zu verwischen.
Die Verdächtige war am Donnerstag festgenommen worden. Angaben zur Frau und zur Frage, in welchem Verhältnis sie zum getöteten Fabian stand, machten Polizei und Staatsanwaltschaft nicht. Die Staatsanwaltschaft nannte dafür sowohl ermittlungstaktische als auch persönlichkeitsrechtliche Gründe. „Die Verdachtsgründe gegen diese Person ergeben sich aus einer Zusammenschau der bislang ermittelten Indiztatsachen“, teilte die Polizei am Donnerstag mit.
Nach Recherchen soll es sich bei der Verhafteten um Gina H. handeln. Demnach ist die 29-Jährige die Ex-Freundin von Fabians Vater. Die Frau und Fabians Vater seien vier Jahre zusammen gewesen und sollen sich erst im August getrennt haben. Gina H. habe sich am 14. Oktober bei der Polizei gemeldet und gesagt, sie habe den Leichnam des Kindes beim Spazierengehen mit einer Freundin und ihrem Hund entdeckt.
„Uns bewegt alle die Frage nach dem Warum“
Wenige Tage nach dem Fund beteuerte sie im Gespräch, nichts mit dem Mordfall zu tun zu haben. Weil es ihrer Freundin nicht gut gegangen sei, sei sie mit ihr im Wald spazieren gegangen. „Ich habe damit nichts zu tun“, wird die Frau in einem Bericht zitiert. Fabian sei für sie wie ein eigenes Kind. „Ich war vier Jahre lang seine ‚Ziehmama‘ sozusagen“, sagte sie seinerzeit. Sie habe Fabian geliebt „wie mein eigenes Kind und hätte dem kleinen Mann niemals etwas angetan“, sagte sie weiter. Wochen später stellt sich die Lage anders dar. Bis zu einem Urteil gilt die Unschuldsvermutung.
Auch nach der Verhaftung treibt die Menschen weit über Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern hinaus die Frage nach dem Warum um. Warum musste der Achtjährige sterben? Warum wurde sein Leichnam an einem Tümpel abgelegt und verbrannt? „Uns bewegt alle die Frage nach dem Warum. Diese Frage stellen wir alle gemeinsam vor Gott“, sagte Jens-Peter Schulz, Pastor der Evangelisch-Lutherischen Pfarrgemeinde Güstrow.
Er habe diese Frage bereits beim Trauergottesdienst am Donnerstag vergangener Woche, zu dem Hunderte in die Güstrower Marienkirche gekommen waren, von der Kanzel gestellt. Am Tag der Verhaftung der Frau unter dringendem Mordverdacht habe er mit Fabians Familie gesprochen, sagte Schulze. Ihnen und den Menschen in seiner Gemeinde wünsche er nun, „dass sie beieinander Beistand und Trost finden. Dass sie merken, dass man damit nicht alleine ist.“