Der gewaltsame Tod des kleinen Fabian aus Güstrow südlich von Rostock vor vier Wochen sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Nun wurde eine Frau unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Der Vorwurf lautet Mord. Noch halten sich die Ermittler zur Identität der Frau und zu den Umständen der Tat bedeckt. Was über den Fall bisher bekannt ist, und welche Fragen noch offen sind.
Wer ist die Tatverdächtige?
Am Nachmittag ist eine Frau in Untersuchungshaft genommen worden. Die Verhaftete stehe im Verdacht, den Jungen ermordet zu haben, wie Staatsanwalt Harald Nowack in Rostock bekannt gab. Zur Identität der Frau machen die Behörden keine Angaben. Die Staatsanwaltschaft verwies auf die Unschuldsvermutung. „Wir sind dort in einer relativ kleinstädtischen oder dörflichen Umgebung. Alles, was ich Ihnen jetzt sagen würde, würde die Identifizierung dieser Person ermöglichen“, sagte Nowack. Der Grund für die Zurückhaltung sei, dass die Person weiterhin als unschuldig gelte, „so lange, bis ein Gericht darüber entschieden hat“. Der Tatverdacht ergibt sich den Ermittlern zufolge aus einer Zusammenschau der bisher ermittelten Indizien. Die Ermittlungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen.
Wann ist Fabian verschwunden?
Am Freitag, 10. Oktober, meldet die Mutter Fabian als vermisst. Der Junge war wegen Unwohlseins nicht zur Schule gegangen und allein zu Hause geblieben. Er solle nicht rausgehen, habe seine Mutter ihm gesagt, erzählte sie später in einem Video für eine Zeitung. Als sie nach Hause kam, sei Fabian weg gewesen. Er kam auch nicht zu dem Zeitpunkt heim, der ausgemacht war, wenn er draußen mit Freunden spielen durfte. Am Abend meldete sie ihren Jungen bei der Polizei als vermisst.
Wer ist das Opfer?
Fabian lebte bei der alleinerziehenden Mutter, hatte aber auch Kontakt zum Vater, der in einem Dorf südlich von Güstrow wohnt. Anfangs wird vermutet, dass der Junge möglicherweise mit dem Bus zum Vater fahren wollte. Spürhunde hatten laut Polizei am Busbahnhof angeschlagen.
Wie lief die Suche nach Fabian?
Die Behörden gingen anfangs nicht von einer Straftat aus. Mit öffentlichen Aufrufen und einem Großaufgebot der Polizei wurde nach dem Jungen gesucht. Nachdem Leichenspürhunde an einem Güstrower Seeufer angeschlagen hatten, kamen dort auch Taucher zum Einsatz, fanden aber nichts.
Wo wurde die Leiche des Jungen gefunden?
Die Leiche des Jungen wurde schließlich vier Tage nach der Vermisstenmeldung durch die Mutter 15 Kilometer von Güstrow entfernt an einem Tümpel gefunden. In der Nähe wohnt der Vater des Jungen, der von der Mutter getrennt lebt. Den Fundort der Leiche hatten die Behörden vergleichsweise rasch wieder freigegeben. Später wurde großflächig nach einer möglichen Tatwaffe oder weiteren Spuren gesucht. Auch das Haus des Vaters und ein Gehöft waren von der Polizei durchsucht worden. Am Donnerstag gab es weitere Durchsuchungen in der Region.
Wer hat die Leiche gefunden?
Eine Frau meldete sich am 14. Oktober bei der Polizei und sagte, sie habe den Leichnam des Kindes beim Spaziergehen mit einer Freundin und ihrem Hund entdeckt. Bei der Anruferin soll es sich um die Ex-Freundin des Vaters von Fabian handeln.
Was ist über den Tatablauf bekannt?
Das Kind wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, teilte die Staatsanwaltschaft nach der Obduktion des Leichnams mit. Die Ermittler gehen davon aus, dass Fabian bereits am Tag seines Verschwindens getötet wurde. Ein Sexualdelikt schließen sie aus. Den Angaben zufolge wurde der Leichnam des Kindes angezündet – vermutlich zur Verschleierung der Spurenlage. Wie Fabian zu Tode kam, teilte die Polizei bislang nicht mit. Der Tatvorwurf lautet aber Mord.
Wo ist das Kind ums Leben gekommen?
Weiterhin nicht bekannt gegeben wurde, wo das Kind ums Leben kam. Als unwahrscheinlich gilt aber, dass der Fundort auch der Tatort war. Fabian ist inzwischen im engsten Familienkreis beerdigt worden. In einem Gottesdienst in Güstrow nahmen zuvor Hunderte Menschen Abschied.
Was haben die jüngsten Durchsuchungen gebracht?
Am frühen Donnerstagmorgen, ab 6 Uhr, durchsuchten 120 Polizeibeamte mehrere Objekte in der Region. Dabei habe es sich um Objekte mehrerer Personen in Reimershagen im Landkreis Rostock sowie um ein Objekt im benachbarten Rum Kogel gehandelt, sagte eine Polizeisprecherin. Nach weiteren Informationen wurde dabei auch das Wohnhaus der Ex-Freundin des Vaters von Fabian durchsucht. Bei den zehn Stunden währenden Durchsuchungen wurden unter anderem drei Fahrzeuge sichergestellt, wie es am Nachmittag hieß. Auch trugen Ermittler Sportschuhe in Plastiktüten aus einem Wohnhaus in Reimershagen. Eines der Fahrzeuge, das auf einen Abschleppwagen geladen wurde, soll nach Informationen von ntv das Auto der Ex-Freundin sein. ntv-Reporterin Janina Beck sagte, die Vermutung liege nahe, dass es sich bei der verhafteten Person um die besagte Ex-Freundin handeln könnte. Bestätigt ist das nicht.
Was brachte der Zeugenaufruf im Fernsehen?
Wochenlang gab es keine für die Öffentlichkeit greifbaren Ermittlungsergebnisse. Am Mittwochabend wurde dann der Fall Fabian in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ ausgestrahlt. Danach gingen 33 Hinweise ein, sagte Nowack. Der Staatsanwalt betonte jedoch: „Die Durchsuchungsmaßnahmen und auch die Festnahme heute hatten nichts mit der Sendung gestern zu tun.“ Die Aussagekraft der 33 Hinweise werde aktuell noch geprüft. Die Hinweisnummer 0800 5977268 ist den Behörden zufolge weiterhin geschaltet.