Samstag, 18.Mai 2024 | 18:55

Spritzattacke in Lichtenhagen: Auch Ermittlungen gegen Opfer

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Im Umfeld des Gedenkens an die rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen kam es zu unschönen Vorfällen. Der Staatsschutz führt mehrere Ermittlungen – auch gegen ein Opfer.

Der Angriff mit einer unbekannten Flüssigkeit auf einen Anwohner in Rostock-Lichtenhagen beschäftigt die Sicherheitsbehörden. Laut Polizei hat der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Es bestehe der Verdacht einer politisch motivierten Straftat und der gefährlichen Körperverletzung, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Rostock.

Hintergrund sei, dass etwa viereinhalb Stunden vor der Attacke ein Bild des Opfers auf dem Twitter-Account der antifaschistischen Gruppierung Alerta Berlin veröffentlicht worden war. Dort war behauptet worden, dieser Mann habe während einer Demonstration am Samstag in Lichtenhagen einen Hitlergruß gezeigt. Das sei aber auf der acht Sekunden währenden Videosequenz nicht genau zu erkennen. Auf der Demo war den rassistischen Ausschreitungen am gleichen Ort vor 30 Jahren gedacht worden.

Inzwischen wird auch gegen das Opfer ermittelt. “Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Symbole”, erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. “Sollte der 25-Jährige tatsächlich den Hitlergruß gezeigt haben, dürfte er sich dafür vor Gericht verantworten müssen.” Es müssten die Hintergründe seines Verhaltens geprüft und entsprechende Maßnahme ergriffen werden.

Der 25-jährige Mann war bei der Attacke am Samstagabend mit einer bisher unbekannten Flüssigkeit bespritzt worden, die starkes Brennen und Rötungen auf der Haut hervorrief. Nach Angaben der Polizei hatten vermummte Täter gegen das Wohnungsfenster des Opfers im Erdgeschoss geklopft. Als der Bewohner das Fenster geöffnet habe, sei er mit der Flüssigkeit – die nach Chili- oder Tabascosoße gerochen haben soll – im Gesicht und am nackten Oberkörper besprüht worden. Die Täter flohen, der Mann kam in eine Klinik, die er am Sonntag wieder verlassen konnte.

Zuvor hatte am Donnerstag am Rande von Gedenkveranstaltungen ein 14-Jähriger einen Hitlergruß gezeigt. Bei Dreharbeiten zu einem Polizeieinsatz soll er mit dem Fahrrad ins Bild gefahren sein und dabei den rechten Arm gehoben haben. Angaben, nach denen es sich um einen 13-Jährigen und damit nicht strafmündigen Jungen gehandelt habe, korrigierte die Polizei im Nachhinein. Auch in diesem Fall ermittelt der Staatsschutz. Dabei werden laut Polizei die Staatsanwaltschaft Rostock sowie die Erziehungsberechtigten einbezogen.

“Dass nun ausgerechnet bei der Gedenkveranstaltung für das Pogrom von Lichtenhagen der Hitlergruß gezeigt wird, ist beschämend”, erklärt Pegel. Es spreche deutlich dafür, dass im Kampf gegen menschenverachtendes Gedankengut noch eine Menge zu tun sei. “Hier braucht es vor allem Prävention, Prävention über Bildung.”

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