In Mecklenburg-Vorpommern geht die Zahl der Firmenpleiten weiter nach oben. Das Statistische Amt in Schwerin registrierte von Januar bis Mai 137 Unternehmensinsolvenzen. Das waren gut fünf Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damit setzte sich der seit drei Jahren andauernde Trend steigender Insolvenzfälle fort, der sich auch bundesweit zeigt.
2021 war mit 194 Firmenpleiten in Mecklenburg-Vorpommern der niedrigste Wert seit 30 Jahren verzeichnet worden. Als einen Grund dafür sahen Experten die staatlichen Corona-Hilfen. Seither gehen die Zahlen aber wieder nach oben. Für 2024 weist die Statistik 273 Insolvenzverfahren aus, 7,5 Prozent mehr als 2023. Die damit verbundenen Forderungen wurden mit 226 Millionen Euro angegeben.
Verglichen mit der Pleitewelle Anfang der 2000er Jahre, als es in Mecklenburg-Vorpommern jährlich mehr als 1.000 Unternehmensinsolvenzen gab, sind die aktuellen Zahlen eher gering.
Vorläufige bundesweite Daten deuten auf stärkeren Anstieg hin
Vorläufige Daten des Statistischen Bundesamtes deuten darauf hin, dass sich der Zuwachs an Firmenpleiten in Deutschland insgesamt weiter beschleunigt. Demnach stieg die Zahl der angemeldeten Insolvenzen im Juli so stark wie seit Oktober nicht. 19,2 Prozent mehr neue Insolvenzanträge als ein Jahr zuvor seien bei den deutschen Amtsgerichten im Juli eingegangen, hieß es. Ob alle Fälle von den Insolvenzgerichten dann auch so weit gebracht werden, dass sie in die amtliche Statistik eingehen, ist noch offen.
Viele kleinere Betriebe betroffen
Dass die Zahlen wieder deutlich anziehen, zeigt sich auch in der jüngsten monatlichen Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Das IWH zählt für Juli 1.588 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland – 13 Prozent mehr als im Juli 2024 und 64 Prozent mehr als in einem durchschnittlichen Juli der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Weil es weniger Großinsolvenzen gebe, seien aktuell jedoch vergleichsweise wenige Jobs von den Pleiten betroffen.
Diverse Wirtschaftsauskunfteien rechnen für das Gesamtjahr mit mehr Firmenpleiten als 2024. Im vergangenen Jahr war amtlichen Zahlen zufolge mit 21.812 Fällen ein Höchststand seit 2015 registriert worden. Der Anstieg war erwartet worden, nachdem mit dem Ende der Corona-Pandemie auch die staatliche Unterstützung ausgelaufen war.
Auch hausgemachte Probleme
„Die Wirtschaftskrise dauert an – und deshalb wächst die Welle der Unternehmensinsolvenzen weiter“, kommentiert Jupp Zenzen, Konjunkturexperte bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Nach zwei Jahren Rezession sei die Liquidität vieler Betriebe angeschlagen. Zudem seien sie durch hohe Energiepreise und viel Bürokratie belastet. Die Wirtschaft brauche „Entlastung auf breiter Front“, mahnt Zenzen. Die Politik müsse „die dringend benötigten Reformen sehr rasch“ umsetzen.
Nach Einschätzung des Verbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) reagieren viele Unternehmen aber auch zu spät auf strukturelle Veränderungen in ihren Branchen. „Zu schnell wird die Ursache der unternehmerischen Fehlentwicklung bei steigenden Zöllen oder hohen Energiekosten gesucht“, sagt der VID-Vorsitzende Christoph Niering. „Eine gefährliche Fehleinschätzung, da hierdurch Sanierungsmaßnahmen zu spät oder nicht umfassend genug angegangen werden.“