Samstag, 27.April 2024 | 16:42

Umfrage offenbart düstere Stimmung in MV-Wirtschaft

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Trotz deutlich rückläufiger Inflation und wieder gesunkener Energiepreise ist die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern zu Jahresbeginn im Stimmungstief.

In der jüngsten Konjunkturumfrage der drei Industrie- und Handelskammern im Land gaben im Januar 41 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie für 2024 eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage erwarten. Ähnlich pessimistisch seien die Prognosen bisher nur Anfang 2009 auf dem Höhepunkt der damaligen Wirtschafts- und Finanzkrise ausgefallen. “Wir wollen nicht schwarz malen und möchten gern Optimismus verbreiten, aber es fällt schwer”, sagte der Präsident der IHK Rostock, Klaus-Jürgen Strupp, bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse am Dienstag in Schwerin. Von den knapp 5900 befragten Firmen hätten sich etwa 940 an der Umfrage beteiligt.

Den Angaben zufolge sank der Anteil der Firmen im Nordosten, die ihre Geschäftslage als gut einstuften, gegenüber Herbst 2023 von 37 auf 30 Prozent. Statt zuvor 16 bezeichneten nun 21 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Lage als schlecht. Eine Besserung im Laufe des Jahres erwarten lediglich 9 Prozent. Der sogenannte Konjunkturklimaindikator sank von 92 auf 87 Punkte. Im langjährigen Mittel beträgt der Wert 111 Punkte.

Die Stimmungslage hat auch Auswirkungen auf die Firmenstrategien. So geht die Investitionsbereitschaft weiter zurück. Laut Umfrage planen 43 Prozent der Unternehmen geringere Investitionen als im Vorjahr. 24 Prozent der befragten Firmen rechnen zudem mit Beschäftigungsabbau. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 19 Prozent. Insbesondere kleinere Firmen seien bei der Personalplanung vorsichtiger geworden, hieß es. Größere Unternehmen hingegen versuchten dem Fachkräftemangel vorzubeugen und wollten einstellen.

Als Hauptgründe für die pessimistische Lageeinschätzung wurden in der Umfrage weiterhin hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Arbeitskosten unter anderem durch höhere Mindestlöhne, die Kaufzurückhaltung infolge der lange Zeit hohen Inflation sowie unzureichende wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen genannt. Strupp mahnte die Regierungen in Bund und Land, zu mehr Sachlichkeit in ihrer Politik zurückzukehren und den Unternehmen Verlässlichkeit zu bieten.

Fehle die Planbarkeit und die Aussicht auf eine gerechte Verteilung der Kosten für die Energiewende, blieben erhoffte Firmenansiedlungen aus und es drohe sogar die Abwanderung ins Ausland. “Wir können im Norden der Treiber der Transformation sein, brauchen dafür aber bessere Rahmenbedingungen”, sagte Strupp. Wie er beklagten auch die IHK-Vertreter aus Schwerin und Neubrandenburg überbordende Bürokratie und eine nur schleppend vorankommende Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung.

Auf bundesweit 65 Milliarden Euro bezifferte der Neubrandenburger IHK-Hauptgeschäftsführer Torsten Haasch die jährlichen Bürokratiekosten für die Wirtschaft. Auch das trage zur Schwächung des Unternehmertums in Deutschland bei. “Es wird immer schwerer, junge Leute für die Selbstständigkeit zu begeistern”, konstatierte Haasch. Er rief die Politiker auf, sich die Folgen ihrer Entscheidungen bei Betriebsbesuchen persönlich anzuschauen.

Der Schweriner IHK-Präsident Matthias Behlke forderte die Landesregierung auf, die Vorschläge der Verbände für eine Industriestrategie endlich umzusetzen und so den Weg für Neuansiedlungen im Nordosten zu ebnen. “Es reicht nicht, sich um einen Frauentag zu kümmern oder um die gebührenfreie Kita, sagte Behlke.

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