Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hält nichts von der Wiedereinführung der Praxisgebühr: „Eine ‚Praxisgebühr reloaded‘, wie wir sie vor rund 20 Jahren schon mal hatten, spült zwar Geld in die Kassen, wäre aber in der früheren Art und Weise sehr bürokratisch und würde kaum als Steuerungsinstrument taugen“, sagte Gassen der „Rheinischen Post“.
Der KBV-Chef bekräftigte dagegen seine Forderung nach Wahltarifen für Kassenpatienten: „Wir können uns alternativ unterschiedliche Wahltarife vorstellen. Lässt sich der Patient durchs Gesundheitssystem leiten, zahlt er gegebenenfalls einen geringeren Beitragssatz.
Dabei geht es keineswegs darum, den Menschen Leistungen vorenthalten zu wollen, sondern um die Frage, ob sich die Patienten steuern lassen wollen und das dann auch belohnt wird.“ Eine Steuerung sorge auch für eine sinnvolle Nutzung der knapper werdenden Ressourcen im Gesundheitswesen.“Niemanden vom Arzt abhalten“Gesundheitsministerin erwägt Wiedereinführung der Praxisgebühr
Die Bundesgesundheitsministerin hatte eine Wiedereinführung der Gebühr am Dienstag ins Spiel gebracht. „Ohne irgendein Steuerungselement geht es nicht“, sagte die CDU-Politikerin. Denkbar sei aber auch stattdessen ein Bonus für Patientinnen und Patienten, die vor einem Facharztbesuch zunächst ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt konsultieren.
Auch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) äußert sich zurückhaltend zur Einführung einer Praxisgebühr: „Wir geben pro Tag über eine Milliarde Euro für die Versorgung aus. Das muss meines Erachtens reichen, ohne dass darüber hinaus wieder neue Extragebühren wie etwa eine Praxisgebühr erhoben werden, die für sich genommen die Versorgung nicht verbessern“, sagte Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes.
„Die Diskussion über höhere finanzielle Belastungen für Patientinnen und Patienten gehört, wenn überhaupt, dann ganz an das Ende der Diskussion. Zunächst müssen wir entschlossen an die Strukturen rangehen“, so Blatt weiter. Dazu gehöre es, stationäre Behandlungen vermehrt in spezialisierten Kliniken vorzunehmen und die Preisexplosion bei neuen Medikamenten einzudämmen.